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Als originärer Raum der Kunst erweitert sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts mittels neuer Technologien der imaginäre Raum. Im permanenten Wechselspiel durchdringt und formt das Imaginäre die Realität. Mehr und mehr gewinnt das imaginäre Potenzial des Bildes an Bedeutung. Der Begriff des image bezeichnet diesen Prozess. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten untersuchen das Bild im Moment seiner grundsätzlichen Neubestimmung. Durch die Veränderungen in Genese, Distribution, Funktion und Auftrag des Bildes wird das Bild selbst Ausgangspunkt wie Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung.

Dem Potenzial des individuell imaginierten Bildes der Märchenfigur Schneewittchen stellt Pierre Huyghe mit dem Neonschriftzug I Do Not Own Snow White (2005) den Rechtsanspruch auf eine spezifische bildliche Darstellung gegenüber. Indem er das Recht thematisiert, hinterfragt er zugleich, ob individuelle Vorstellung einen originären Ursprung besitzen kann oder sich nicht vielmehr aus einer Vielzahl existierender Bilder zusammenfügt. Mark Leckeys Made in ’Eaven (2004) zeigt die Replik von Jeff Koons Rabbit. In seiner glänzenden Oberfläche spiegelt sich nichts weiter als der leere Raum, der ihn umgibt. Obgleich die Bewegung eine Kameraführung und einen Betrachter zu repräsentieren scheint, ist keine Spiegelung der Kamera zu sehen. Die Reflektion des leeren Produktionsorts wird so zu einer Reflexion über entmaterialisierte Bildwelten, über die Wahrnehmung und Vorstellungskraft des Betrachters, der sich in einem Trugspiel von innen und außen, Figur und Umgebung auf immer wechselnden Bildebenen zu befinden scheint. Mit dem Bild Annlees, welche Pierre Huyghe und Philippe Parreno als kommerzielle Anime-Figur erwarben, zeigen die Künstler, wie sich das Imaginäre des Bildes, die Imagination der Figur und die Imaginationskraft des Betrachters wechselseitig durchdringen.

Der permanenten Transformation und freien Zirkulation der Bilder setzen die Künstler der Ausstellung ein konzentriertes Innehalten entgegen. Jenseits von Fragen nach Materialität werden vorhandene Bilder neu formatiert. Mittels rhythmischer Verzögerung werden die Bilder auf ihr imaginäres Potenzial und ihre Rückkopplung an das Reale untersucht. Die Bilder selbst sind austauschbar und ortlos, sie sind allein Medium der Reflexion.

Kuratiert von Susanne Pfeffer