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Imke Woelk studierte 1985 bis 1993 an der Technischen Universität Braunschweig. 1993 bis 1997 tätig in Rom und London, 1998 Gründung eines eigenen Architekturbüros. Seit 2005 Gastprofessur an der Duksung University, Südkorea. 1993 Premio Internationale di Architettura Andrea Palladio, 2003 Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom (mit Publikation „Architekturprojekte 2003 bis 2004“). 2004 internationale Auszeichnungen. 2010 Dissertation über Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie in Berlin.

Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf die kaiserliche Villa Katsura, die 1589 bis 1643 in Nishikyo-ku bei Kyoto erbaut wurde. Architekten der europäischen Avantgarde wie Frank Lloyd Wright, Le Corbusier, Mies van der Rohe und Walter Gropius studierten diese Anlage, da sie auf prägnante Weise die unterschiedlichen Raum- und Konstruktionsprinzipien der traditionellen japanischen Architektur in sich vereint.

Auch die Arbeiten von Imke Woelk, vorbereitende Abbilder für zukünftiges Bauen, stehen in vielfältiger Beziehung zu dem Katsura-Ensemble. Sei es, dass sie typologische Eigenschaften dieser Anlage zusammenfasst, wie in den Gartendarstellungen und den Innenräumen, oder indem deren Raum- und Konstruktionsprinzipien Eingang in ihre Entwürfe finden. Wie in der Katsura-Anlage werden in den Projekten von Imke Woelk die architekturbestimmenden Elemente durch das vorherrschende Klima, die kulturellen Voraussetzungen sowie die auf den Menschen bezogenen Aspekte festgelegt. Die für das japanische Wohnhaus typische Überspielung der Grenzen zwischen Innen und Außen finden sich auch in ihren Arbeiten. Dort wie hier zeigt sich das Bemühen, Menschenwelt und Naturraum zu verbinden, wie das Prinzip der inneren Offenheit der Räume, das diesen ein Höchstmaß an Variabilität verleiht.

Tief in der japanischen Kultur verwurzelt ist die Gartenbaukunst. Die bis ins Detail studierte Umwelt mit ihrer zufälligen und zugleich ästhetisch ausgebildeten Formsprache diente den Gärten stets als Vorbild. So wird in ihnen aus dieser Erfahrung alles Stoffliche auf das Essentielle reduziert. Die Elemente der Natur werden nicht um ihrer selbst willen oder wegen ihrer Schönheit plaziert, sie stellen vor allem etwas dar, sie werden zu Symbolen und Zeichen, die in kodierten Motiven ein Weltbild beschreiben.

Die schwarzen Tuschezeichnungen zu den „Gartenkonstruktionen“ sind Darstellungen einzelner Gartensequenzen in der Katsura-Anlage. Gezeigt werden Volumen (schwarz) und Flächen (weiß), wobei die Volumen die vorgefundene Vegetation, architektonische Elemente und die Flächen die ebenen Bereiche kartieren. Die horizontalen Zäsuren, die weißen Linien, markieren die jeweiligen Höhensprünge im Gelände. Der Karesansui (Trockengarten) wirkt in seiner Kargheit, dem Verzicht auf Pflanzen, der Fassung durch Mauern eher wie ein architektonischer Raum als wie ein Garten. Um derartige Eigenschaften zu verdeutlichen, verwendet Imke Woelk eine Technik, mit der sie sonst architektonische Räume abbildet. Die strengen Linien (weiß) weisen auf räumliche Veränderungen, Trennungen, Höhenunterschiede. Ein entsprechendes Vorgehen findet sich bei den Innenraumsequenzen von Katsura.

Die Ähnlichkeiten der eigentlichen Architekturdarstellungen mit den Gartendarstellungen sind beabsichtigt und eröffnen ein Feld für Rückschlüsse. Es waltet hier kein Zufall, dennoch entsteht der Eindruck des Absichtslosen und Natürlichen. Es herrscht ein Zusammenspiel von Ruhe und Bewegung, von strenger Form und freier Phantasie. Raffinierte Tiefe und Verschlossenheit, sich öffnende Ausblicke sind Merkmal dieser mit „leeren“ Flächen angelegten Arbeiten.

So wird man in den Architekturzeichnungen von Imke Woelk, vor aller konstruktivischen Genauigkeit, mit malerisch ausdifferenzierten Zeichen konfrontiert, die einen hohen ästhetischen Eigenwert entfalten. Damit ist dieses zeichnerische Verfahren das adäquate begleitende und zugleich eigenständige Medium für eine Architekturvorstellung, deren Raumbegriff die Kategorie des Geschlossenen umfassend in Frage stellt.

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Imke Woelk
Katsuras Räume