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"Diese Transaktion ist 100% risikofrei und absolut vertraulich." So verabschiedet sich der unbekannte Scammer, nachdem er seine tragische Geschichte mitnehmend geschildert und danach als Ausweg eine gewinnbringende Beteiligung des Adressaten vorgeschlagen hat. Oft meldet sich die Vernunft, nicht auf den Betrug reinzufallen und die Spam-Mail zu löschen – manchmal aber auch nicht. M29 eröffnet die neuen Räume mit der Gruppenausstellung In Good Faith (deutsch: in gutem Glauben; ohne böse Absicht, aber auch: blauäugig [ugs.]) und zeigt Arbeiten, die etwas mit Betrügerei, Vortäuschung und Maskerade zu tun haben. Masken spielen mit dem Verborgenen und jonglieren damit zwischen dem Bekannten und Unbekannten ungewiss hin und her. Es entstehen Verfremdungen, Verwandlungen, falsche Spiegelungen und Paradoxien. Sie beschreiben die reine Oberfläche, den Vorhang, der etwas verbergen könnte – mit dem Wissen jedoch, dass alles im Grunde nur Oberfläche ist und sich letztendlich gar nichts dahinter verbirgt. So brauchen wir im Sinne Hegels letztendlich den Vorhang als Verschleierung dieser Leere. Das Paradoxon der Tautologie ist damit die gelungenste Überraschung, weil sie die Wirklichkeit selbst als Maske benutzt, sodass tatsächlich hinter ihr nur dasselbe zum Vorschein kommt und sich dadurch das Nichts, das reine Maskenspiel offenbart. In der Ausstellung sind Kulissen, Sinnbilder oder gestellte Situationen zu sehen, die den Betrachter täuschen, in die Irre führen oder überraschen sollen. Andere Arbeiten thematisieren das Feld ohne selbst täuschen zu wollen. Die Ausstellung balanciert so zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Aufklärung und Betrug. Sie inszeniert ein Versteckspiel, zeigt Mimikry und Mimesis gleichermaßen.