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09.06.2021 - 08.08.2021
Foyer im HKW

Investigative Commons

Neofaschistische „postfaktische“ Erkenntnistheorien sind auf dem Vormarsch. In Folge ihres Erstarkens klammern sich viele Menschen an traditionelle Säulen der Macht und des Wissens – staatliche Einrichtungen, Recht und Gesetz und die Polizei. Was aber kann die Zivilgesellschaft tun, wenn eben diese Institutionen für Verbrechen, Staatsterrorismus und Vertuschungen verantwortlich sind? Investigative Commons präsentiert Untersuchungen von Forensic Architecture, ECCHR und ihren Partnern aus der Zivilgesellschaft, von den USA über Palästina bis nach Papua. Gemeinsam zeigen diese Untersuchungen neue Modelle für kollaborative Wahrheitsfindung und Gegenuntersuchungen.

Angesichts dieses ‘Aufstands gegen die Wahrheit’ werden die Investigative Commons, eine zukunftsweisende Zusammenarbeit zwischen Journalistinnen, Ermittlerinnen, Reporterinnen, Künstlerinnen, Anwältinnen, Aktivistinnen, Architektinnen Wissenschaftlerinnen und kulturellen Institutionen, auf dem Erbe der entscheidenden Interventionen der beiden führenden Menschenrechtsorganisationen Forensic Architecture und dem European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und ihren Partnern aufbauen.

Die Ausstellung Investigative Commons präsentiert neue Formen von Wahrheitsfindung und investigativer Ästhetik, die Open-Source-Ermittlungen, „Counter-Forensics“ und strategische, juristische Menschenrechtsarbeit miteinander verknüpfen und diese Ansätze in der Erfahrung von Gemeinschaften und Individuen erden, die unter staatlicher Gewalt, Unterdrückung und Neokolonialismus leiden. Sie zielen darauf ab, diese neuen Modelle in verschiedene Foren zu tragen: Gerichte, kulturelle Institutionen, Bürgertribunale und Medienplattformen. Die Ausstellung kombiniert das situierte Wissen von Überlebenden von Gewalt und Enteignung mit dem Handwerkszeug von investigativen Reporterinnen, Whistleblowerinnen, Aktivistinnen, Anwältinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Architekt*innen und Kulturinstitutionen. Die Ausstellung präsentiert Fallbeispiele von gesellschaftlicher Dringlichkeit und die institutionellen Verstrickungen darin: rassistische Polizeiarbeit sowie Abschiebe- und Grenzsysteme, Cyberüberwachung, ökologische oder anhaltende koloniale Gewalt.

Ausstellung und Begleitprogramm sind der Auftakt von Investigative Commons, einer von Forensic Architecture, FORENSIS und dem European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) initiierten interdisziplinären Praxis, an der sich unter anderen Laura Poitras/Praxis Films, Bellingcat und das Haus der Kulturen der Welt (HKW) beteiligen. Gleichzeitig wird FORENSIS vorgestellt, ein neuer, von Forensic Architecture gegründeter Zusammenschluss mit Sitz in Berlin, benannt nach deren ersten Ausstellung im HKW im Jahr 2014, die im Zentrum der Investigative Commons stehen wird.