press release only in german

Das Motiv: Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“ Das 1497 von Leonardo da Vinci im Mailänder Kloster Santa Maria delle Grazie fertiggestellte „Letzte Abendmahl“ beschäftigt die bildenden Künstler – von Rembrandt über Dali und Warhol – bis heute. Um die Rollenverteilung der biblischen Personen in den Bildern des „Letzten Abendmahls“ ranken sich Spekulationen – nicht erst seit Dan Browns „Sakrileg“. In den meisten Fassungen – vor und nach da Vinci – sind eine Frau, machmal auch zwei Frauen zu sehen. Die apodiktisch als Johannes bezeichnete Figur zur Rechten von Jesus Christus könnte auch Maria Magdalena sein – eine frappierende Ähnlichkeit mit den femininen Madonnen und Frauen von da Vincis Zeitgenossen Botticelli, Perugino und Raffael. In anderen Darstellungen hat Jesus diese bzw. eine – möglicherweise seine – Frau auf dem Schoß, in anderen Bildern schmiegt sich diese an seine Seite oder bettet ihren Kopf in seine Hand. Es gibt auch die kunsthistorisch begründete These, dass Leonardo sich selbst (als Apostel Thaddäus) darstellt, dikutierend mit der weissgewandeten Person am Tischende, die (im Vergleich mit antiken Büsten) Platon sein könnte. Das sähe Leonardo ähnlich, denn in der Renaissance haben die Künstler gerne die dem Zeitgeist entsprechende Orientierung an der vorchristlich-griechischen Philosophie in ihren kirchlichen Auftragswerken verborgen.

Die kulturgeschichtliche Rollenkonfusion reflektieren Timm Ulrichs und Irene Andessner in Lebenden Bildern – 35 Jahre nach jenem „Abendmahl“, das Ulrichs in Hannover mit seinen Studenten und Freunden 1976 als Lebendes Bild im Kunstverein Hannover inszeniert hat. Dazu nimmt die österreichische Performancekünstlerin neben ihrem als „Totalkünstler“ bekannten, in der Mitte der Zentralperspektive positionierten deutschen Kollegen als Maria Magdalena Platz. Die weiteren elf Plätze der Aposteln werden von Gästen im Wechsel besetzt. Jede Personenkonstellation wird fotografisch und filmisch dokumentiert.

„Abendmahl MMKK“, Klagenfurt Auf Einladung des Museums Moderner Kunst Kärnten wurde am 23. November 2011 eine weitere Abendmahl-Performance in der profanisierten Burgkapelle des Museums veranstaltet. Hier spiegelten Irene Andessner und Timm Ulrichs die männliche Tischgesellschaft weiblich. Dazu tauschten sie die Plätze – Andessner nahm den Jesus-Platz ein, Ulrichs den von Maria Magdalena/ Johannes. Es gab drei 15-minütige Lebende Bilder vor Publikum, besetzt mit Damen des Kärtner Kunstbetriebes sowie mit Künstlerinnen und Kunstsammlerinnen und aus ganz Österreich, Venedig, München und Berlin. Die Finanzierung erfolgte über den Ankauf einer Fotoarbeit durch das MMKK (Courtesy Galerie Walker).

only in german

Irene Andessner / Timm Ulrichs
Abendmahl MMKK – Lebendes Bild nach Leonardo/Ulrichs
Interaktive Performance in der Burgkapelle im Museum Moderner Kunst Kärnten