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Mit Nira Pereg und Isa Rosenberger präsentiert das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst zwei Künstlerinnen, die sich in ihren Arbeiten mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen auseinandersetzen. Beide spüren dem Verhältnis von Staat und Individuum anhand der Geschichte und Veränderung von urbanen Räumen und architektonischen Strukturen nach.

Gesellschaftspolitische Veränderungen im postsozialistischen Europa sind ein durchgehendes Thema in den Arbeiten der Österreicherin Isa Rosenberger. In ihrem Video Novy Most (2008) reflektiert sie anhand dreier Frauengenerationen die Geschichte der gleichnamigen Brücke in Bratislava, die von 1967 bis 1972 als futuristisches Wahrzeichen der Stadt erbaut wurde. Archivaufnahmen und inszeniertes Material, in denen die drei Frauen von der Geschichte der Brücke und von ihren persönlichen Erinnerungen und Hoffnungen in Bezug auf die politische Entwicklung erzählen, geben Einblick in die Ereignisse der jüngeren Geschichte der Stadt und des Spannungsverhältnisses von Ost und West. Auch die neu entstandene Fotoserie Ruzinov (2009) handelt von den urbanen Veränderungen der slowakischen Stadt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Ein Brunnen, der zu sozialistischen Zeiten als Bühne für Konzerte genutzt wurde, dient der Künstlerin als skulpturale „Leerstelle“ für ihre Intervention. Im Austausch mit PassantInnen und BewohnerInnen des Viertels entstehen Textcollagen, die eine mögliche neue Nutzung reflektieren.

Die israelische Künstlerin Nira Pereg schafft Arbeiten, in denen das Persönliche und das Öffentliche, das Politische und das Poetische einander gegenübergestellt werden. Ihre Fotoserie Location 8 – Ramot Polin/Polish Hills (2008) dokumentiert das gleichnamige jüdisch-orthodoxe Viertel, welches in den 1970er Jahren von dem israelischen Avantgarde-Architekten Zvi Hecker entworfen wurde. Die Architektur dient ihr als Ausgangspunkt für die Reflexion der Frage nach der Konstitution von Gemeinschaft innerhalb eines gesellschaftlichen Gefüges. Das Video Sabbath 2008 (2008) zeigt die Schließung eines ultraorthodoxen Viertels in Jerusalem am Vorabend des Sabbath. 24 Stunden lang ist das Viertel durch temporäre Absperrungen, die von den Bewohnern errichtet werden, abgeschirmt. Pereg beobachtet dieses Ritual der Ausgrenzung und Einschließung. Mit ihren präzisen und sensiblen Schnitten gelingt ihr die Transformation des dokumentarischen Materials in ein theatralisches Ereignis, welches das religiöse Ritual als komplexes soziales Phänomen in einer geteilten Stadt anschaulich macht.

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Isa Rosenberger / Nira Pereg