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ISABELLA DUCROT
Big Aura

23. November, 2019 – 4. Januar, 2020
Eröffnung: HEUTE, 23. November, 15-18 Uhr

Isabella Ducrot hat während ihrer ausgedehnten Reisen in Asien eine großartige Sammlung antiker Textilien zusammengestellt, die vor allem aus Indien, China, Tibet und Afghanistan stammen. Fasziniert von dem Reim und Rhythmus, der in diesen Materialien steckt – zwei Begriffe, die für das Webhandwerk entscheidend sind – hat Ducrot es sich zur künstlerischen Aufgabe gemacht, die Textilien in Objekte zu verwandeln, die den Rhythmus des Lebens darstellen.

In ihrer ersten Einzelpräsentation bei Capitain Petzel zeigt Isabella Ducrot verschiedene Serien, die alle das Thema der Wiederholung teilen. Denn gerade in der Wiederholung findet Ducrot rhythmische, musikalische Motive; in der Wiederholung werden diese Stoffe aus dem Osten für sie zu wohligen Schlafliedern (una gradevole nenia), oder wirksamen Gebeten (una preghiera efficace). Ducrot glaubt, dass diese Art der Wiederholung im Westen ihre ästhetische Legitimierung einbüßen musste, da sie lediglich der Dekoration zugehörig war, insbesondere vor jeglicher Hinwendung zur Abstraktion. Hier liegt ihr Interesse begründet, Vorurteile gegen das Dekorative in den Künsten abzubauen, indem sie Mustern aller Art Stimme und Dimension verleiht, wie in der großformatigen Arbeit Big Aura II wunderschön anschaulich wird.

Im großen Ausstellungsraum präsentiert Ducrot ihre Bende Sacre (Heilige Binden). Diese Schals stammen ursprünglich aus tibetischen Klöstern, wo sie als Weihgaben um die Schultern sakraler Skulpturen und anderer Kultgegenstände gelegt wurden. Ducrot stellt sich die Gebete vor, die aus dem Rhythmus des Webstuhls hervorgehen, und wie der Stoff des Schals im Gleichklang mit ihnen wächst. Während sich die Fäden in Anspielung auf göttliche Botschaften miteinander verflechten, offenbart Ducrot mit diesen Arbeiten ein beharrliches Bündnis zwischen Geist und Material.

Andere wiederkehrende Motive der Künstlerin sind Landschaften, Vasen und Teekannen. Über die Stillleben auf Papier sagt Nora Iosia: „Diese Vasen, Teekannen sowie einige Elemente aus der Natur nehmen durch den Rhythmus der Ausführung und Wiederholung einen Charakter an, der sich zunehmend von der Bedeutung ihrer Präsenz entfernt: Die anfängliche Absicht, ihren formalen Charakter zu erhalten, weicht unwillkürlich einer Meditation, die mit einer einzigen Geste das Reale auf das Wesentliche – gewissermaßen auf ein Ideogramm des Vorhandenen – reduziert. Die Objekte, die Isabella Ducrot auswählt (...), sind Elemente eines Bühnenbilds aus Einrichtungsstücken; sie wurden als Protagonisten ausgesucht, die aus der Gegenwart in eine erneuerte Gegenwart übergehen; sie offenbaren ihre Schönheit, weil sie aus dem Gedächtnis gestohlen wurden.“ In der Serie La bella terra werden beispielsweise aus Himmel, Mond, Sternen, Bäumen und Flüssen immer neue Lieder komponiert. Sie loben die elementaren Schönheiten der Erde und berichten von dem Drang, diese zu schützen.

Isabella Ducrot (geb. 1931 in Neapel, lebt und arbeitet in Rom) hat dieses Jahr in der Galerie Gisela Capitain in Köln ausgestellt und 2018 im Spazio Parlato in Palermo. Im Jahr 2014 hatte sie eine große Einzelausstellung in der Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea in Rom. 1993 zeigte sie Arbeiten bei der Biennale in Venedig. Ihre nächste Einzelausstellung wird im Winter 2020 von der Galerie Mezzanin in Genf ausgerichtet.