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Anläßlich der Open Art 2006 zeigt die Galerie Andreas Binder neue Arbeiten des japanischen Photographen Izima Kaoru, die in Los Angeles im Sommer 2006 entstanden sind .

Izima Kaorus Photographien kennzeichnen sich durch ihr High-End Styling, perfektem Make-Up, klassisch schönen Gesichtern und Körpern sowie vor allem eine sorgfältige Inszenierung und Choreographie der “Landscapes with a Corpse” unzweifelhaft als Modefotografie. Izima Kaorus elegante Protagonistinnen stellen den Primat der Mode nie in Frage, wie das Cindy Shermans Grotesken oder Wolfgang Tillmans Slacker tun. Sie fragen schlicht: Warum kann ein toter Körper nicht schön sein? (“Warum denken wir nicht positiver über den Tod?”, Izima Kaoru.

In der buddhistischen Praxis gilt das Meditieren über den Tod als ein Mittel, sich von den Ablenkungen des Lebens zu lösen. Izimas Figuren präsentieren sich kaum als Entsagende, vom Leben abgewandte, dennoch gibt Izima zu bedenken, dass ihnen das Vortäuschen des Todes dabei helfe, diesen zu akzeptieren. Mag dies zutreffen oder nicht, fest steht, dass man den Tod in der traditionellen japanischen Kultur anders betrachtet, als im Westen. Natürlich sind die Todesszenen in den “Landscapes with a corpse” Fantasien. Dennoch beziehen sie sich auf eine lange Tradition romantischer Themen, tragischer Ausgänge und “schöner Tode” in der japanischen Kunst und Literatur sowie im japanischen Theater. In der realen Welt ist der Tod – mag er schnell oder langsam eintreten – allzu oft schmachvoll. Doch Izimas Figuren haben diese Welt augenscheinlich höchst stilvoll verlassen.

In “Landscapes with a corpse” wird die Auflösung der Figuren durch den Einsatz verschiedener Blickwinkel erreicht, Panorama- oder Luftaufnahmen wechseln mit Close Ups. Jede Gruppe von Fotografien kann aber auch in umgekehrter Reihenfolge gelesen werden. Lenkt man den Blick vom Körper weg, tut sich eine Alltagswelt von Apartmentgebäuden (in denen vermutlich das Leben weitergeht) auf, von Telegrafenmasten und Stromleitungen, öffentlichen Parks und Hinterhöfen, in denen der Leichnam selbst kaum zu bemerken ist.

Aus der Nähe betrachtet sind Izimas Leichnahme bestürzend: Eingefroren im Augenblick des Todes, frisch, wie Mapplethorpes Schnittblumen. Gewiss appellieren beide – der schlafende wie der tote Körper – an Fantasien von Macht und Lust und man kann den Gerichtsfotografen, den Erotikfotografen und den Modefotografen insofern gleichsetzten, als jeder von Ihnen schöne Frauen als Objekt abbildet. In Izimas “Landscapes with a corpse” behaupten die Figuren jedoch ihre Persönlichkeit. Hier wurde die Story in der Regel vom Model selbst vorgeschlagen.

Frühere Arbeiten aus Izimas Serie “Landscapes with a corpse” prägte ein unverkennbares Gespür für Pop. Doch Izimas jüngste Arbeiten sind formaler und beherrschter. Einige sind praktisch monochrom, während bei anderen eine Spur purer Farbe inmitten matter Schattierungen glüht. In ihrem Interesse an der reinen Form und besonders an den unregelmäßigen Formen in Stoff gehüllter Körper wirken sie wie ein Echo auf UKIYO-E - die Bilder der schwimmenden Welt aus der Edo-Periode.

Momentan sind Kaorus Photoarbeiten in der Nationalgalerie in Berlin ( “Berlin-Tokyo/Tokyo-Berlin. Die Kunst zweier Städte”, Neue Nationalgalerie Berlin) und im Stadthaus Ulm („Erblätterte Identitäten“, Stadthaus Ulm) zu sehen. Im Herbst und Winter 2006/2007 folgen Beteiligungen im Kunstmuseum Bern ( “Six feet under”, Kunstmuseum Bern), in der Akademie der Künste Berlin ( “Der Kontrakt des Photographen/The Photographer’s Contract ”, Akademie der Künste, Berlin – Hanseatenweg) sowie im Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen ( “Der Kontrakt des Photographen/The Photographer’s Contract ”, Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen).

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Izima Kaoru