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Ort: HALLE 14, 2.OG

So lange es das Porträt in der Kunst gibt, ist der Künstler oft selbst sein bestes Modell gewesen. Seit jeher zeugt das künstlerische Selbstbild sowohl von der Darstellung als auch von der Reflexion der eigenen Person und Rolle in der Gesellschaft. In dieser visuell geprägten Welt muss sich das Selbst schließlich ständig mit Zuschreibungen und Vor-Bildern auseinandersetzen. Wir scannen und bewerten unser Gegenüber in der Regel in nur wenigen Sekunden: Aussehen, Erscheinung, Gestik, Haltung ... aha. Wenn nun aber die Exposition des Körpers und der Einsatz des Ichs auf ungewohnte Weise vollzogen, bewusst in ungelenke Bahnen gerückt, überzeichnet oder umkonstruiert wird, können Feiräume für die Wahrnehmung und Neubewertung entstehen. Das Motiv des Clowns, das mit dem Ausstellungstitel eingeführt wird, verbildlicht darüber hinaus die ambivalente gesellschaftliche Funktion des Künstlers in unserer Zeit. Er erscheint in der privilegierten Lage, in unzählige Rollen schlüpfen zu können; er schafft sich eine Bühne zur selbstreflexiven Nutzung ebenso wie er das Alltägliche in absurdes Theater verwandeln kann.

Der Künstler hat Narrenfreiheit – er darf, er sollte sogar frei sein von jeglichen Konventionen. Dem Possenreißer gleich kann er sich verwandeln, der Extrovertiertheit fronen, über die Strenge schlagen, Utopien verwirklichen, gaukeln, glitzern oder fiktive Dramen erleben. Dabei ist der Einsatz der eigenen Person nur konsequent. Das Spiel mit verschiedenen Identitäten, die Parodie medialer Stereotypen, das Zeigen von Intimität, performative Selbstversuche aber auch die Inszenierung des Verbergens oder Scheiterns sind nur einige der Strategien, die in der Ausstellung zusammenfinden.

Cindy Cordt überantwortet sich beispielsweise den weiblichen Gesten der Mythologie, die sie in ihren Videoperformances neuen Kontexten zuführt. Frenzy Höhne schickt ihr Selbst auf die Suche nach der Entsprechung in einer Liebesbeziehung, die sie ohne Scheu einfach dem Betrachter anzudichten scheint. Stefan Hurtig nähert sich der Thematik, indem er mit Burka und Masken die Symbolik des Verbergens auslotet. Nadine Neuhäuser zeigt in der Tradition der "living stills" ihre Auseinandersetzung mit der Melancholie. Die Performances von Diego Vivanco nutzen den städtischen Raum sowie die internationale Zeichensprache, um seinem Umfeld emotionale Reaktionen abzuringen. Und während sich Michael Petri durch seine Familie küsst, die er damit auf Nähe und Distanz testet, untersucht Carolin Weinert in ihren Videoperformances das Zusammenspiel von Vor- und Verführung anhand von Rollenspielen.