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Der in Wien lebende Künstler Jakob Gasteiger vertritt in der zeitgenössischen österreichischen Kunst eine uneitle, eigenwillig handfeste und von jeder genialen Attitüde nüchtern distanzierte, somit also absolut unösterreichische Position. Formale Strenge, Konzentration auf den Prozess, ja eine geradezu Ritualisierung des Seriellen, kennzeichnen sein Werk, das von einer spannenden Auseinandersetzung um die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur bestimmt ist. Mit seinem im Zentrum der Ausstellung stehenden großformatigen „Wallpiece“, einer Collage aus Malerei, Seiden- und Kohlepapier führt uns Gasteiger auf ein bei ihm bisher so nicht gewohntes, neues, athmosphärisches Terrain und öffnet Fenster zu einem tiefblauen meditativen Blick nach Innen.

Neu aber auch ein Moment in Gasteigers jüngsten „gekämmten“ Bildern, deren Charakteristikum nach wie vor die Oberflächenbearbeitung mit der von ihm entwickelten Kammspachtel ist: dort brodeln nun expressive, malerische Emotionen unter der minimalistischen Farbhaut, die entsteht, wenn der Künstler Acryl auf den Farbträger aufträgt und mit Hilfe von Kartonspachteln horizontal und vertikal gekämmte Oberflächenstrukturen konstruiert. Nicht umsonst schätzt auch schon bisher die Elite zeitgenössischen Komponisten (von Morton Feldman, Beat Furrer, Helmut Lachenmann bis Galina Ustvolskaya) Gasteigers Malerei als adäquat sensible Hülle ihrer Tonträger auf Grund überaus verwandter Kompositionsprinzipien: der minimal modulierten Repetition einer unendlich „zärtlichen Berührung“ etwa, dem ekstatisch aus der Oberfläche brechenden Feuer, dem kontinuierlichen Verdichten und dann wiederum unvermuteten Innehalten, was dem kompositorischen Rhythmus des Aus- und Absetzen des Farbkammes entspricht.

Von jeher verwischt Gasteiger die Grenze zwischen Malerei und Plastik: das Bild erfüllt zwar gewisse Bedingungen der Malerei – es ist viereckig und hängt an der Wand - das Bearbeiten mit dem Spachtelkamm sowie die Verbindung zwischen Farbgrund und Farbträger verleiht dem Bild allerdings auch immensen, beinahe dominierenden, plastischen Charakter. Die Problematik der Definition von Malerei und Skulptur spiegelt sich auch in der Farbigkeit wieder: während bei Gasteigers monochromen Arbeiten das skulpturale Denken im Vordergrund steht, manifestiert sich bei den farbigen Arbeiten die malerische Aufgabenstellung.

Licht und Farbe stellen zentrale Momente in Gasteigers Werk dar. Bei den lackierten Acrylarbeiten ergeben sich für den Betrachter aufgrund der gekämmten Struktur und des abprallenden Lichtes immer wieder neue Interpretationen der Oberfläche. Die nicht lackierten Arbeiten nehmen das Licht auf, der Spannungsmoment liegt hier in der unregelmäßigen Färbung des Acrylgrundes in Verbindung mit der gekämmten reliefartigen Oberfläche.

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Jakob Gasteiger
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