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Jakob Philipp Hackert (1737-1807) begriff Landschaften als Naturereignisse und markierte mit seinen präzisen Beobachtungen geologischer und atmosphärischer Phänomene einen Wendepunkt in der Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts. Erstmals präsentiert nun die Hamburger Kunsthalle in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar eine umfassende Ausstellung mit Werken des Künstlers, die neue Einblicke in die Landschaftskunst vor Caspar David Friedrich bietet. Etwa 70 Gemälde und Gouachen sowie 70 Zeichnungen und Druckgraphiken von privaten und öffentlichen Leihgebern aus Deutschland, England, der Schweiz, Italien und Russland geben einen repräsentativen Überblick über das Werk Hackerts.

Zu Lebzeiten hochberühmt und von Goethe besonders geschätzt, gehörte Hackert lange zu den vergessenen Künstlern, an denen das Interesse erst in jüngster Zeit neu erwacht. Hackert arbeitete nach seiner Ausbildung in Berlin und Aufenthalten in Schweden und Frankreich die überwiegende Lebenszeit in Italien. Hier etablierte er sich als international gefragter Künstler, der das Italienbild vor 1800 entscheidend prägte.

Zu seinen Themen gehörten neben Veduten, Hafen- und Jagdszenen vor allem stimmungsvolle Landschaften aus der römischen Campagna, aus Süditalien mit Neapel und Sizilien sowie aus der Toskana. Zunächst ab 1769 in Rom tätig, arbeitete er ab 1786 als Hofmaler in Neapel, das er 1799 nach dem Einmarsch französischer Truppen verlassen musste. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Jakob Philipp Hackert in der Toskana.

Hackerts Lebenswelt war noch vom feudalistischen Glanz des Ancien Régime geprägt, gleichzeitig verkörperte er aber bereits den Typus des äußerst effizienten, am Kunstmarkt orientierten Geschäftsmannes, der weitgehend unabhängig von den Hierarchien eines Hofes agieren konnte und damit moderne Positionen des 19. Jahrhunderts vorwegnahm.

Italienreisende aus ganz Europa, unter ihnen deutsche Künstler, englische Adlige und prominente fürstliche Auftraggeber wie das russische Thronfolgerpaar, steigerten seinen Bekanntheitsgrad und verbreiteten seine Werke auf dem ganzen Kontinent. Schließlich festigte eine 1811 von Goethe veröffentlichte Biographie seinen Ruf als herausragenden Landschaftsmaler des 18. Jahrhunderts.

Die zusammen mit der Klassik Stiftung Weimar organisierte Ausstellung fragt nach den Impulsen, die von Hackert auf die Entwicklung der modernen Landschaftsmalerei am Beginn des 19. Jahrhunderts ausgingen. Positive Beurteilungen in theoretischen Schriften und Kunstbesprechungen im 18. Jahrhundert standen einer verstärkten Kritik seiner Werke im 19. Jahrhundert gegenüber und unterstreichen Hackerts Position an einem Wendepunkt der Landschaftsauffassung.

Hackert gilt mit seinen ideal komponierten, mit historisierender Staffage oder antiken Stätten angereicherten Landschaften zwar als wichtiger Wegbereiter und Repräsentant der klassizistischen Kunstauffassung. Doch mit seinen topographisch exakten Versatzstücken und den präzisen Beschreibungen in der Natur beobachteter Details durchbrach er die Kriterien der zeitgenössischen, streng idealisierenden Kunstauffassung.

Darin bot er einen Ansatzpunkt für Künstler der nächsten Generation. Sein Interesse an Naturereignissen, an der Darstellung von Wasserfällen, Vulkanausbrüchen oder Gebirgsschluchten fand in der Verknüpfung von Landschaftsmalerei und Naturwissenschaft, in einer verfeinerten Beobachtung geologischer und atmosphärischer Phänomene eine folgerichtige Fortsetzung im Werk verschiedener Künstler des 19. Jahrhunderts.

Kurator: Dr. Andreas Stolzenburg

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Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit
Galerie der Gegenwart

Kurator: Andreas Stolzenburg