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Jan Böhmermann
und bildundtonfabrik
Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich

04.05.2019 - 19.06.2019

Pressegespräch: 03.05.2019, 10:00 u. A. w. g

Eröffnung: 03.05.2019, 19:00
Einlass für Journalist_innen und geladene Gäste um 18:30 / Desk 1
ab 19:00 ist die Ausstellung öffentlich zugänglich, in begrenztem Umfang

Rahmenprogramm: https://www.km-k.at/de/events/current/
Vermittlungsprogramm: https://www.km-k.at/de/art_education/current/
KM–Journal: https://journal.km-k.at/de/

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Neben seiner Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen fokussiert Jan Böhmermann immer wieder die Grenzen der Satire und ihren Platz im kulturellen Raum. Für das Projekt „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich" konzentriert Böhmermann seine geballte Unkonzentriertheit auf die Identität der österreichischen Republik und „ihres Mutterlandes Deutschland“ (O-Ton Böhmermann) – und fragt mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor nach dem politischen und kulturellen Status-Quo des Landes, das wir Heimat nennen. Mit der Grazer Ausstellung erweitern Jan Böhmermann und seine Mitstreiter der Produktionsfirma btf GmbH ihre erfolgreiche Installation „DEUSCTHLAND“ (2017, NRW Forum, Düsseldorf) nach Südosten.

Als einer der demokratischen Grundgedanken steht die Freiheit des Wortes auf Grund populistischer und anti-demokratischer Bewegungen zunehmend auch in Europa zur Diskussion und muss verteidigt werden. Ein Genre, dem Provokation zu Grunde liegt und damit oft für Kontroversen sorgt, ist die Satire: Seit den Attacken im Kontext der Mohammed-Karikaturen der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“ und spätestens mit den Anschlägen auf die Redaktion der französischen Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ ist die Polit-Satire mit ihren Ab- und Begrenzungen fester Bestandteil der Diskurse um Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit. 
Das Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien (KM– Graz) setzt mit der Ausstellung „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“ einen weiteren Schwerpunkt um freie Rede als einen der höchsten Werte unserer demokratischen Zivilgesellschaft.

Als Realsatire gestaltet verlangt „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“ von den Besucher_innen einiges an Initiative und geht an die Substanz des Einzelnen: Die harte Passkontrolle am Eingang zu Böhmermanns Deuscthland und Östereich, die persönliche Wahl einer neuen Identität in Konfrontation zu den eigenen Vorurteilen bezüglich Klasse, Rasse oder des Geschlechts bis hin zur Auseinandersetzung mit der eigenen Spiegelung in der historischen Schuld während des rasanten Ritts durch den virtuellen Nazi-History-Themenpark sind nur einige wenige der „Erlebnismomente" dieser nervenaufreibenden Show. Für die österreichische Version des Debüts im Feld der Bildenden Kunst erschaffen Böhmermann und sein Team zusätzlich großformatige Neuproduktion, die den hiesigen Schmäh gehörig auf die Probe stellen.

Der Ausstellungsparcours aus satirisch-humoristischen Gedankenspielen will vorrangig zum mündigen Denken anregen und auf die politische Verantwortung eines Jeden verweisen. Dabei behält der Satiriker die Situation für Kunst und Komik in Österreich fest im Blick: „Die Rolle des Komikers oder Quatschvogels in der Gesellschaft kann man gar nicht hoch genug bewerten – im Ernst. Das würde ich aber im Ernst niemals tun, sondern das muss leider die Gesellschaft selbst herausfinden. In Österreich – das ist das Schöne – hat die Gesellschaft bald die Gelegenheit, herauszufinden, wie hoch der gesellschaftliche Stellenwert von Künstlern oder Komikern ist, wenn nämlich Kunst und Komik, die sich gegen bestimmte Meinungen richten, von der Regierung verboten oder torpediert werden." (O-Ton Böhmermann, kurier.at vom 18.11.2018)

Jan Böhmermann (*1981 Bremen) ist ein deutscher Satiriker, Moderator und Autor und bezeichnet sich selbst als „öffentlicher Jongleur“. Er konzipiert zusammen mit seiner Kölner Produktionsfirma btf GmbH seit 2015 für die öffentlich rechtlichen Sender ZDF und ZDFneo die Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“. Sein Format „Fest & Flauschig“, das er zusammen mit dem Singer-Songwriter Olli Schulz moderiert, ist einer der weltweit beliebtesten Podcasts des Musikstreaming-Dienstes Spotify. Böhmermann legt den Finger gern in die Wunde und macht vor nichts und niemandem Halt: Unter anderem löste die politische und rechtliche Kontroverse um sein Schmähgedicht zur Person des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ein internationales Medienecho aus. Seine Arbeit ist in den vergangenen Jahren mehrfach mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Grimme-Preis und 2018 auch mit der ROMY ausgezeichnet worden.

Das mediale Ausstellungsexperiment „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich" wird durch ein breites Programm aus Sonderveranstaltungen und auf das Projekt zugeschnittene Vermittlungsformate begleitet. Dieses Rahmenprogramm fungiert als Ergänzung zur Ausstellung, bietet interessierten Besucher_innen die Möglichkeit der thematischen Vertiefung und regt Diskurs wie Phantasie an.