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Villa Salve Hospes JAN MANCUSKA AGAINST INTERPRETATION

Ján Mančuška, geboren 1972 in Bratislava, lebt in Berlin und Prag. 2005 vertrat er Tschechien auf der Biennale in Venedig und war unter anderem auch auf der 4. Berlin Biennale zu sehen. Bei der geplanten Ausstellung im Kunstverein Braunschweig handelt es sich um die erste institutionelle Ausstellung des Künstlers.

In seinen meist raumgreifenden Arbeiten nutzt Mančuška Text und Film. Die Wahrnehmung seiner Werke sind daher bedingt auch durch die individuellen Entscheidungen des Betrachters, sich im Raum und der Arbeit gegenüber zu bewegen. Häufig beziehen seine Installationen die Architektur des Ausstellungsortes mit ein oder nehmen verschiedene Anordnungen auf, um für jedes Werke eine ganz spezifische Betrachtungsweise zu schaffen. Im Ausstellungsraum funktionieren die Installationen als eine Sequenz von aufeinander Bezug nehmenden Settings, in welchen Mančuška verschiedene kinematografische Techniken verwendet, um eine Diskontinuität im filmischen Zeit-Raum-Gefüge zu erreichen.

Mit seinen assoziativ im Raum zusammengestellten sprachlichen oder bildhaften Fragmenten erzeugt Ján Mančuška so eine signaturhafte Beschreibung von Raum. Unter anderem entstehen auch schaukastenähnliche Objekte, welche die darin vor Lichtquellen arrangierten Filmbildstreifen als Körper einer episodenhaft präsentierten Erzählung ausloten. Mančuškas Objekte, Interieurs und bildhafte Sentenzen erzeugen dabei eine Dramaturgie, die sich in der Vorstellung des Betrachters zu fiktiven, cineastischen Sequenzen verdichtet, was auch Mančuškas aktueller 16 mm Film Double in der Überlagerung paralleler Handlungsebenen und dem Motiv des Doppelgängers evident macht.

Ján Mančuška Arbeiten sind konzeptuell auf Sprache und Raum bezogene Installationen. Sie finden erst in ihrer den Betrachter physisch einbeziehenden formalen Lösung eine körperlich fast doppelt bezogene Präsenz. Die Arbeit While I walked across the room ist ein mit weißen Wörtern bedrucktes schwarzes Gummiband, das wie ein Labyrinth auf Augenhöhe durch den Raum installiert ist. Der aufgedruckte Text erzählt einen Gang durch einen Raum, den man selbst, aufgrund der Installation, durch den Raum laufend, lesend, langsam erkundet. Die aufgedruckte Erzählung auf dem Band entspricht jedoch nicht dem Raum in welchem die Arbeit sich befindet. Die beiden Eindrücke, der aus dem Text sich ergebende und der sich aus der Installation ergebende scheinen sich auseinander zu bewegen, finden aber sowohl in inhaltlicher als auch formaler Ebene am Ende des erzählten Textes wieder zusammen. Dies geschieht obwohl Ján Mančuška diese Arbeit nicht für einen speziellen Raum geschaffen hat. Der sich in der Installation befindliche Mensch wird wieder an den Anfang zurückgeworfen, körperlich und auch im Geiste.

Remise PAMELA ROSENKRANZ UNTOUCHED BY MAN

Ein Werbeslogan der Wassermarke Fiji Water liefert den Titel für die Ausstellung der Schweizer Künstlerin Pamela Rosenkranz (*1979, lebt in Zürich). Das Mineralwasser wird auf den Fiji Inseln in einem Produktionsverfahren abgefüllt, das den Kontakt mit der Atmosphäre verhindert. Solange bis die Flasche geöffnet wird, bleibt das reine, aus der Erde entsprungene Wasser "Untouched by Man". Obwohl die Produktion der Wasserflaschen – der erhebliche Aufwand die Reinheit des Wassers zu konservieren – nicht mit der zeitgenössischen Ökologie kompatibel ist, verkauft sich das Produkt, das Ursprünglichkeit und Vitalität zugleich symbolisiert und dadurch zum Lifestyle-Attribut einer individualistischen Kultur wird. In der Wassermarke Fiji Water vereinigen sich somit zwei entgegengesetzte Momente: Der Domestizierung von Natürlichkeit in der kapitalistischen Ökonomie und der Entzauberung durch die Wissenschaften.

Emblematisch für diese Kluft stellt Pamela Rosenkranz Mineralwasserflaschen scheinbar beiläufig in die Räume der Remise. Irritierend und abschreckend zugleich sind sie mit einer rosa oder beige-bräunlichen Flüssigkeit gefüllt, welche den Facetten der menschlichen Hautfarbe gleicht. Firm Being nennt Rosenkranz ihre Objekte und lässt sie eine Sinnverschiebung erfahren. Das Image und die Slogans, die Firmen mittels geschickter Marketingstrategien ihren Produkten auferlegen, werden so sinnentleert.

Raumgreifend sind voluminöse Abgüsse von Kristallen in den großen Raum der Remise gestellt. Sie entsprechen der Form eines gebrochenen Heilsteines. Gleichzeitig sind Abgüsse eines Schluckes, sogenannte Mouthfeels verteilt und sprechen in Klarheit und Anordnung vom Wunsch innerer Reinheit durch die Einnahme von Mineralien. Gleichsam thematisieren sie die Ambivalenz des menschlichen Bestrebens, das gestörte Verhältnis von Mensch und Natur wieder beheben zu können.

Pamela Rosenkranz gehört zu den interessantesten Vertreterinnen einer jungen konzeptuell arbeitenden Künstlerszene. Nach Beteiligungen an bedeutenden Ausstellungen wie der 5. Berlin Biennale oder der Manifesta 7 und Einzelausstellung in der Kunsthalle Genf oder im Swiss Institute Venedig, werden ihre Arbeiten nun erstmals als institutionelle Soloshow in Deutschland präsentiert. Zur Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Centre d’Art Contemporain, Genf, und dem Swiss Institute, New York, ein umfangreicher zweisprachiger Katalog erscheinen.

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Jan Mancuska. Against Interpretation
Pamela Rosenkranz. Untouched by Man