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Bis Sonntag, 8. August 2021

Ja'Tovia Gary. The Giverny Suite

Orte der Kunstgeschichte zu besetzen und ihnen neue Bilder hinzuzufügen, ist ein Auftrag der Kunst. Bilder sind immer Ausdruck der jeweiligen Perspektive, des Denkens und der Gegenwart. Wie sehr nicht nur Bilder, sondern vor allem unser Blick ideologisch geprägt ist, zeigt Ja'Tovia Gary in ihrer Arbeit The Giverny Suite (2019). In den ikonischen Landschaften von Claude Monet lässt Gary Idyll und Imperialismus aufeinanderkrachen. In dieser überzogenen Konstruktion von Natur scheint der Schwarze weibliche Körper durch den gewohnten exotisierenden Blick geschützt zu sein, doch angesichts der eklatant asymmetrischen Machtverhältnisse nimmt die Figur der Négresse im Film eine transgressive Position ein. Die allgegenwärtige Verletzlichkeit wird in Interviews auf den Straßen von Harlem genauso deutlich spürbar wie die starke und warme Verbundenheit zwischen Schwarzen Frauen und Mädchen untereinander.

Bilder der Selbstermächtigung wie von Nina Simone während ihres Konzerts in Montreux oder des Black-Panther-Aktivisten Fred Hampton knallen auf Filmaufnahmen von Josephine Baker als Vogel im Käfig. Aufnahmen von drohnengeführten Luftangriffen in Afghanistan unter der Regentschaft von Barack Obama treffen auf Bilder des Handyvideos von Diamond Reynolds nach den tödlichen Schüssen auf ihren Freund Philando Castile bei einer Polizeikontrolle in Minnesota. Alles scheint in der Frage von Joseline Hernandez zu münden: „Can I live? Can I live? Can I fucking live?“

Die Ausstellung im ZOLLAMTMMK ist die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin Ja'Tovia Gary in Europa und findet im Rahmen der Fotografie-Triennale RAY 2021 statt.