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Die vom Kunsthaus Zürich in Zusammenarbeit mit der Fondation de l’Hermitage in Lausanne und der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum organisierte Ausstellung konzentriert sich zum ersten Mal auf die Jahre 1914 bis 1921, die Alexej von Jawlensky (1864 - 1941) in der Schweiz verbrachte. Sie bedeuteten für ihn eine Zeit des Umbruchs, in der er sich vom expressiven Ausdruck des Frühwerks befreite und zu seiner eigenen, verinnerlichten Gestaltungsweise fand.

Die Kuratoren Angelika Affentranger-Kirchrath und Bernhard von Waldkirch zeigen erstaunliche Parallelen zwischen sechzig Werken Jawlenskys und ebenso vielen seiner Zeitgenossen Arp, Hodler, Janco, Klee, Lehmbruck, Richter und Taeuber-Arp auf. Die Suche nach einem neuen Gesicht auf der Grundlage der Abstraktion entsprach nicht nur dem spezifischen Zeitklima der Kriegsjahre, sie verband Jawlensky mit vergleichbaren Bestrebungen in der Plasktik, der Malerei und der Zeichnung.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 musste Jawlensky München fluchtartig verlassen. Durch die Vermittlung eines Freundes gelangte er in das kleine Fischerdorf Saint-Prex am Genfersee. Seine internationalen Kontakte zu berühmten Persönlichkeiten in aller Welt, wie er sie noch in München gepflegt hatte, brachen ab. Dieser tiefe Einschnitt in Jawlenskys Leben markiert den Wendepunkt in seinem Schaffen. In Saint-Prex, Zürich und Ascona entstanden die bekannten Landschaftsvariationen und die Bildnisserien, mit denen er einen eigenständigen Beitrag zur Abstraktion leistete.

Es war der Blick aus seinem Fenster in Saint-Prex, der ihn zu den Landschaftsvariationen inspirierte, bevor er sich seinem eigentlichen Thema - dem Gesicht - zuwandte. Während die Mystischen Köpfe noch eindeutig männliche oder weibliche Züge tragen, entfallen diese in den Heilandsgesichten. Es entstehen von innerem Leuchten erfüllte Gesichter - Begegnungsorte zwischen Gott und Mensch. Durch die Geometrisierung der Formen nähert sich die Serie der Abstrakten Köpfe der feierlichen Stimmung altrussischer Ikonen. In Ascona malte Jawlensky an allen Serien gleichzeitig. Er bezeichnete diese Periode in seinen Erinnerungen als die interessantesten Jahre seines Lebens. Das Exil hatte ihm neue und unerwartete Begegnungen mit bedeutenden Persönlichkeiten der europäischen Avantgarde ermöglicht, darunter Hans Arp, Ferdinand Hodler, Marcel Janco, Paul Klee, Wilhelm Lehmbruck, Hans Richter und Sophie Taeuber-Arp.

Am Samstag, den 25. November wird das Kunsthaus in einer Vortragsreihe ab 10 Uhr das Schaffen Jawlenskys mit folgenden Beiträgen reflektieren: Das Interesse der Avantgarde am Bildkonzept der Ikone, Dr. Verena Krieger (Wuppertal); Jawlenskys Werk „Urform“ oder „Das Abstrakte Gesicht“, Dr. Angelika Affentranger-Kirchrath (Zürich); „Schütze die Flamme“ (Joseph Beuys), Dr. Gottlieb Leinz (Duisburg); Die Kunst der Improvisation, Bernhard von Waldkirch (Zürich) und Paulo B. Pereira (Brasilien/Indien/Zürich). Der Tänzer und Choreograph Paulo Jose Beata Pereira wird am Freitag 17. und Samstag 18. November um 18 Uhr eine Tanzimprovisation zu Bildern von Jawlensky und Musik von Bach Isaÿe und Kurtág zur Aufführung bringen.

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Alexej von Jawlensky in der Schweiz 1914-1921 -
Begegnungen mit Arp, Hodler, Janco, Klee, Lehmbruck, Richter, Taeuber-Arp
Kuratoren: Angelika Affentranger-Kirchrath, Bernhard von Waldkirch