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Mit Galerie Natalie Seroussi und Galerie Michel Rein

Zum Beginn diesen Jahres werden wir an der zweiten Ausgabe des deutsch-französischen Galerienaustauschs Paris-Berlin teilnehmen. Ab dem 15. Januar 2010 zeigen die Galerie Michel Rein und die Galerie Natalie Seroussi in unseren Räumen Arbeiten von Jordi Colomer, Maja Bajevic, Mark Raidpere, Raphaël Zarka, Allan Sekula und Mathieu Briand.   Ergänzend dazu präsentiert die Galerie carlier | gebauer Arbeiten von Aernout Mik, Kirsi Mikkola, Jean-Luc Moulène und Paul Graham. Alle drei Ausstellungen werden bis einschliesslich 6. März in der Markgrafenstr. 67 zu sehen sein.

Im Rahmen von Berlin-Paris stellt carlier | gebauer Videoarbeiten, Photographien und Skulpturen aus, deren Zusammenhang sich aus ihrer Konzentration auf die sozialen Funktionsfelder ergibt, in welche die Kunst hineinreicht: als stetig sich erneuernde Rekonstruktion der Wirklichkeit, als ihre Befragung und Modifikation.

So sind Raphaël Zarkas Skulpturen entkernte Architekturen. Sie nähern sich dem Architektonischen an, übersetzen es in einen autonomen Raumkörper und fächern es so gegen seine Funktion auf.

Auch bei Jordi Colomer bildet die Architektur den Übergang zwischen künstlerischem und funktionalem Gestalten. In seinem photographischen Werk "No Future" ist ihre Dissoziation der Ausgangspunkt einer neuen Wahrnehmung.

Die Photographie ist auch Allan Sekulas zentrales Medium. In seiner Werkgruppe "Prayer for the American (1)" werden Photographien von der 'anderen' Seite Amerikas, der Großstädte und Ghettos, Fotografien gegenübergestellt, die Amerikas fantastische, bukolische Landschaften zeigen. Die Photographien werden mehr als pure Dokumentationen, ihre Wiederspiegelungen werden Narrative, fast filmisch.

Mit einer Serie von Photographien aus dem Zyklus "a shimmer of possibility" von Paul Graham zeigen wir hierzu den Ausschnitt eines weiteren, umfassend angelegten Portraits der USA des 21. Jahrhunderts. Der Titel zitiert den russischen Schriftsteller Anton Tschechow, dessen Ökonomie des Wortes Paul Graham mit seiner Photographie begegnet. Mit nur wenigen Aufnahmen, nähert sich Graham einem Moment, dessen Darstellung nicht abgeschlossen wird, sondern dessen Bedeutung als Teil eines Kontinuums im realen, alltäglichen Leben der Menschen aufgegriffen wird.

Die Werkgruppe "IO" von Mark Raidpere thematisiert die Verwundbarkeit des Individuums in der Gesellschaft in Form einer Selbstanalyse. Die Selbstporträts zeigen den Künstler nackt in Posen, die die Spuren seiner autoagressiven Handlungen offenbaren. Sie sind ein Beweis für seine Suche nach Identität in der estnischen Gesellschaft. In dem der Künstler seine Nacktheit ausstellt, schützt er seine Andersartigkeit und seinen Ausschluss von der "offiziellen" Öffentlichkeit auf tragikomische Art und Weise.

In dem Video "How do you want to be governed?" von Maja Bajevic setzt sich die Künstlerin Schlägen in ihr Gesicht durch einen Mann aus, der dem Betrachter den Rücken zukehrt und der dabei den titelgebenden Satz wiederholt. Sie erzeugt so einen Assoziationsraum zwischen häuslicher Gewalt und Politik, der unbewohnbar erscheint und gerade darin radikal real wird.

Mathieu Briands siebenteilige Serie weißer, maschinell gefertigter Stäbe, ergänzt mit anderen semi-figürlichen Elementen, setzt einen Komplex aus Andeutungen und Hinweisen zusammen, die ihre Ikonographie Märchen und Legenden verdankt. 

Jean-Luc Moulènes "Berlinbilder", Photographien aus dem Nachwende-Berlin, zeigen Blicke auf Plätze, auf den öffentliche Verkehr, Gesichter und urbane Stilleben. Die Motive beinhalten, ebenso wie die Stadt selbst, kein System. Sie zeigen Momente ihrer subjektiven Realität, 'Zwischenbilder', die in ihrer Theatralität und Alltäglichkeit verzeichnet werden.

Aernout Miks absonderliche Szenarien liefern keine klare Narration, vielmehr wird Ordnung immer wieder von Ausschweifung und Macht immer wieder von Vakuum abgelöst. Auf scheinbar leichte  Weise schwebt die Kamera durch die Absurdität der bröckelnden Realität. Vom Künstler inszeniert, befinden sich in der Arbeit "Scapegoats" Gruppen von Soldaten, Gefangenen und bewaffneten Zivilisten in einem andauernden Machtkampf, in welche die Rollen der Unterdrücker und der Unterdrückten sich beständig verschieben.

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Jean-Luc Moulene
Berlin Paris