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Salzkristalle

Kurz vor ihrem zweiten Trimester, also bevor sie sesshaft wurde, um sich dem Familienleben zu widmen, reiste sie entlang der afrikanischen Ostküste auf der Suche nach einem großen Abenteuer, nach einer derartigen Geschichte, die innerhalb der Familie – von Generation zur Generation – mit einer unvergleichlichen, tiefempfundenen Selbstidentifizierung weiter getragen wird.

Ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu gekommen ist, aber dort scheint es einigermaßen üblich zu sein. Das Verlangen fängt mit der Schwangerschaft an und kann durchaus viele Jahre anhalten – sie behielt die Gewohnheit bis in ihre Vierziger bei. Irgendwann fing ich an, es als eine Art schamanischen Brauch zu betrachten; es gibt doch eine lange Tradition, bei der man Magie aus der Erde schöpft, oder? Aber Schichten und Schichten von Geschichte auf einen einzigen Mundvoll herabzustufen – es kann doch nicht gesund sein für einen Fötus, so viel aufzunehmen. Irgendwann mal fragte ich sie danach.

Es hat einen angenehmen Geschmack. Es schmeckt weder würzig noch salzig oder süß. Es ist ein wenig so, als ob man Mehl essen würde – ich will es einfach nicht mehr missen. Auch jetzt noch werde ich hier und da plötzlich aus dem Schlaf gerissen, da ich regelrecht Heißhunger darauf habe. Ich habe einfach das Verlangen danach, diese Steine zu verzehren.

James Lewis


ERÖFFNUNG: DONNERSTAG, 15. JANUAR, 19.00 – 21.00 UHR LAUFZEIT: 16. JANUAR – 1. APRIL, 2015 ÖFFNUNGSZEITEN: MITTWOCH – SAMSTAG 13.00 – 18.00 UHR