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Anläßlich des schleswig-holsteinischen Kulturfestivals mit dem Schwerpunkt Tschechien präsentieren wir zwei Fotografen aus Tschechien und der Slowakei. 50 schwarzweiße Arbeiten von Jindrich Streit (Jahrgang 1946), die in seinem Heimatdorf seit den siebziger Jahren entstanden sind, sowie 30 Farbfotografien von Martin Kollar (Jahrgang 1971) von Reisen und Begegnungen in Osteuropa.

Längst ein Klassiker der tschechischen Fotoszene ist der 1946 geborene JINDRICH STREIT. Nachdem er in den achtziger Jahren wegen seines fotografischen Werks für 10 Monate verhaftet wurde, arbeitet er heute u.a.als Lehrbeauftrager an verschiedenen Hoch-schulen in Tschechien und Polen.

Sein bedeutendster Werkkomplex ist die umfangreiche Dokument-ation seines Dorfes Sovinec, etwa 400 Kilometer von Prag, wo der Künstler bis heute lebt. Seit 1972 widmet er sich mit großer Konz-entration und Hingabe der Darstellung des Lebens in dieser dörflichen Gemeinschaft - auf subtilen schwarzweißen Fotografien. Aus diesem Lebenswerk zeigt das Palais für aktuelle Kunst knapp 60 Arbeiten.

Streits Bilder sind mit großem Feingefühl und Hingabe zu den Bewohnern entstanden. Sie zeigen die Menschen eingebunden in ihr alltägliches Leben: wie sie am Tisch essen, auf einer Hochzeit tanzen, auf dem Bett vor laufendem Fernseher ausruhen. Seine Bilder erzählen von zwischenmenschlichen Beziehungen: Sie offenbaren Frauen und Männer glücklich und verwirrt, einsam oder nur müde. Stets lässt der Fotograf ihnen ihre Würde und überschreitet trotz großer Nähe niemals die persönlichen Grenzen. Streit selber drückt es so aus: „Da ich die Leute hier sehr gut kenne, weiß ich, wann welcher Moment kommen wird und warte ihn ab. Ich warte zum Teil Jahre auf eine bestimmteSituation, von der ich weiß, das sie kommen wird."

Der 1972 geborene MARTIN KOLLLAR zählt zu den wichtigsten Repräsentanten der jungen slovakischen Dokumentarfotografie. Mit seiner Kamera bereist er seit Ende der neunziger Jahre die Länder Osteuropas und trifft auf eine Gesellschaft, die sich im Umbruch befindet. Traditionelle Werte und Überlebensstrategien taugen nicht mehr – die neuen westlichen Symbole wirken aufgesetzt und hohl. Die Menschen taumeln wie Fremde durch ihr eigenes Leben – immer auf der Suche nach einem nicht greifbaren Glück: Auf dem Asphalt vor einem Supermarkt sitzt eine Familie um ein Lagerfeuer und auf einer mageren Wiese übt ein Ehepaar das Golfspielen neben ihrem Auto. Der ausgebildete Kameramann Kollar scheint immer zur rechten Zeit am richtigen Ort. Mit hintergründig-ironischem Blick fängt er das alltägliche und oft triste Leben in Osteuropa ein, dem die Protagon-isten ein bisschen Glanz abzugewinnen versuchen. Kollars Bilder mögen wie zufällig wirken, doch folgen sie genauen Regeln der Komp-osition und Farbgestaltung. Sie offenbaren den offenen wie geschulten Blick eines Fotokünstlers, dem es gelungen ist, in wenigen Jahren einen eigenständigen Werkkomplex zu schaffen. Das Palais für aktuelle Kunst präsentiert 35 Arbeiten Kollars, die von 2000 bis heute entstanden sind. Es ist seine erste Schau in einem öffentlichen Ausstellungshaus in Deutschland. Pressetext

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Jindrich Streit / Martin Kollar
FOTOGRAFIE aus Tschechien und Osteuropa