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Jirí Kovanda gehört zu einer Gruppe kürzlich wiederentdeckter Konzeptkünstler aus den Ländern Mittel- und Osteuropas. Seine Aktionen und Interventionen aus den 70-er Jahren waren bereits Teil von Ausstellungen wie East Art Map, Body and the East und Parallel Actions. Zurzeit werden seine Arbeiten auch in der Ausstellung Kontakt – der Kunstsammlung der Erste Bank-Gruppe – im Museum Moderner Kunst (MUMOK) in Wien präsentiert. Aber nicht nur Kuratoren und Institutionen zeigen momentan starkes Interesse an Kovandas Arbeiten, sondern auch andere Künstler. Davon zeugt zum Beispiel Didier Courbots Remake-Versuch der Aktion „Cekám, až mi nekdo zavolá“ (Ich warte, bis mich jemand anruft). Gegenwärtig wird auch ein Katalog der kompletten Aktionen und Interventionen Kovandas aus den 70-er und 80-er Jahren fertiggestellt.

Kovandas Schaffensperioden lassen sich in kompakte Blöcke von mehreren Jahren unterteilen, in denen sich die äußere Erscheinung seiner Arbeit und deren formale Identität ändern. Dennoch finden sich in seinen Erwägungen bestimmte stabile Elemente. Er ist fasziniert vom Flüchtigen und den Bereichen, in denen Kunst und Alltäglichkeit nicht mehr zu unterscheiden sind.

Die bei Krobath Wimmer vorgestellten Arbeiten repräsentieren zwei Richtungen: Holzobjekte (1993) und Bilder (1996). Die Holzobjekte aus 1993 (Bez názvu / Ohne Titel) sind ironische Fragestellungen: Was ist die Bedingung dafür, dass ein Gegenstand als Kunst bezeichnet werden kann, und was unterscheidet ihn von Gegenständen des normalen Alltagslebens? Die Mehrzahl der Objekte dieser Gruppe sind Ready-mades, die Kovanda gefunden und nur minimal bearbeitet hat. Kovanda stöbert in Mülleimern und Abfallcontainern, dort, wo die Menschen ihren großvolumigen Zivilisationsmüll, hauptsächlich Möbel, entsorgen. Die gefundenen Objekte und Fragmente passt er anschließend an: Entweder stellt er einen Rahmen her, in den er die Objekte platziert oder er befestigt an ihrer Rückseite einen Haken, um sie an die Wand hängen zu können. Die Objekte, ihrer ursprünglichen Funktion und Ästhetik enthoben, werden mit sicherem Auge ausgewählt, denn sie haben das Potenzial, mit vielen ikonischen Objekten der modernen, minimalistischen und postminimalistischen Kunst auf formaler Ebene zu kommunizieren und einen Platz unter ihnen einzunehmen. Kovandas Objekte sind deren Paraphrasen, gefunden im alltäglichen Leben. Wenn man dieser Logik folgt, könnte in ihnen der Schlüssel liegen, wie mittels der Beobachtung des Alltags die Kontakte zu Modernismus und Minimalismus erneuert werden können.

Die Serie weißer Bilder, 1996 - ebenfalls Bez názvu / ohne Titel - ging aus einer Serie von gefundenen Objekten hervor, die Kovanda mit weißen Farbflächen bemalt hatte. Dieser Zugang wurde bei den kleinformatigen Bildern noch weiter abstrahiert und destilliert. Kovanda malt nicht, sondern er definiert Malen als konzeptualistische Distanz, als Frage: Was bedeutet es, wenn man Farbflächen auf grobe Leinwand aufbringt? Das Format der Bilder reflektiert auch Kovandas Einstellungen zu Umwelt und Leben – die Größe des Gestus spielt keine Rolle.

Kovanda hat kein Atelier im üblichen Sinn, sondern er arbeitet zu Hause an seinen Werken, wo sie eine Beziehung zu den Objekten des Alltagslebens aufbauen können (sichtbar bereits bei seinen früheren Aktionen, wie zum Beispiel „Bílý provázek doma“ (Weiße Schnur zu Hause) von 1979).

Jirí Kovanda hat in Tschechien bereits Kultstatus. Sein stark konzeptualistischer künstlerischer Ausdruck ist zusammen mit seiner persönlichen Integrität und seinem Charakter Inspiration für eine ganze Reihe junger Künstler, wie zum Beispiel Jano Mancuška und Zbynek Baladrán. Sein deästhetisierter Zugang zur Form seines Werkes, hart an der Grenze zum Do-It-Yourself, hängt auch damit zusammen, dass Kovanda genau wie viele andere revolutionäre tschechische Künstler der Nachkriegszeit (Vladimír Boudník, Milan Knížák und Jirí Kolár) ein Autodidakt ist.

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Jirí Kovanda
Jiri Kovanda