Filipp Rosbach, Leipzig

Spinnereistraße 7, Halle 20, Eingang D
04179 Leipzig

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artist / participant

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Eröffnung: Samstag, 11. Oktober um 19 Uhr

Die Filipp Rosbach Galerie freut sich sehr die zweite Solo Show von Joachim Blank präsentieren zu können.

"Als Weltbild bezeichnet man die Gesamtheit des durch Anschauung erwerbbaren, in eine Ordnung und einen Zusammenhang gebrachten Wissens von der Welt." (wikipedia)

Mit "Weltbild" wird heute auch das weltweit und live von einem Sender ausgestrahlte Fernsehsignal von Großereignissen bezeichnet. So ist Titel der Ausstellung durchaus programmatisch zu verstehen. Er ist zugleich ein Verweis auf Methoden und Sujets in Joachim Blank's Arbeitsprozessen. In den Kabinetten der Ausstellungsfläche der Filipp Rosbach Galerie zeigt Joachim Blank Wandreliefs, Skulpturen und Installationen. Allen gezeigten Arbeiten gemeinsam ist, dass sie auf Bildvorlagen basieren, die er im Raum in skulpturale Objekte überführt. Joachim Blank kombiniert industriell erzeugte Materialen wie Acrylglas, Bauhölzer, Dämmstoffe, Kleber mit digitalen Herstellungsprozessen wie Laserschnitte, Vektoren und Photoshopfilter. Durch die Verwendung dieser Baustoffe und Medien zitiert er bewusst den Kontext der verwendeten Materialien. Dabei kommt er zu skulpturalen, oft ins abstrakte gehende Resultaten, die sich einer schnellen Interpretation entziehen.

Die Arbeiten in der Ausstellung  verweisen auf Gegenstände und Ereignisse, die erst durch ihre mediale Verbreitung in das Bildarchiv der kollektiven Wahrnehmung aufgenommen wurden. Es geht um Bilder, die durch ihre wiederholte Präsentation oft ikonografischen Status erhalten haben. Wiederaufbereitung bei Joachim Blank heisst, dass er Ereignisse, die nur noch in Form von Bildern existieren, in die Dreidimensionalität als quasi „Déjà-vus“ zurücküberführt. Es geht ihm dabei nicht um exakte, gegenständliche Nachbauten, sondern vielmehr um Ausgangspunkte oder subtile Annäherungen, oft unter Einbeziehung der durch die Linsen der Objektive verursachten perspektivischen Verzerrungen. Er reduziert das Basismaterial Bild auf ein Grundsubstrat, um es dann mit seinem spezifischen Methodenvokabular und einer genauen Materialauswahl zu einem mit chiffrierten Bildmotiven versehenen Objekt werden zu lassen. Die Prozesse der Bearbeitung entführen das Objekt oft soweit vom Ausgangsmaterial, dass nur noch ein wager Schleier der Bildvorlagen zurückbleibt. So ist der Ausgangspunkt der Werkreihe „Black Rain“ eine bekannte Fotografie des gleichnamigen Ereignisses, des Atombombenabwurfs in Nagasaki 1945, dem nach kurzer Zeit ein schwarzer, hochradioaktiver Regen folgte. Das legendäre Foto (von Yuichiro Sasaki) zeigt einen Ausschnitt von einer weissen Wand, an der schwarze Flüssigkeit hinunterläuft. Die Objekte der Werkreihe „Black Rain“ bilden dieses Bildmotiv zunächst präzise nach, während in den folgenden Variationen die Simulation einer malerischen Geste, der herunterlaufenden Farbe, den Gesamteindruck der Arbeiten dominiert.

Es geht Joachim Blank um die subtilen Schichtungen im Spiel mit den Diskrepanzen von Oberflächen-, Bedeutungs- und Wissensproduktion. Seine Arbeiten faszinieren durch eine präzisen und gleichermaßen reduzierten Einsatz der verwendeten Materialen. Die stürzenden Linien in den Objekten sind deutliche Rückverweise auf ihren Rohstoff – dem Bild selbst – aber auch ganz allgemein auf die Instabilität von Wissen und Wahrnehmung in der globalisierten Welt. Es sind Arbeiten der Gegensätzlichkeit. Sie thematisieren die Widersprüchlichkeit unserer Zeit: Schönheit und Glanz liegen direkt neben Krieg und Zerstörung. Im Kunstraum sind sie ebenso unterschiedlich erfahrbar: als autonome Objekte, ebenso wie als Referenzobjekte kollektiver Bilderinnerungen. Joachim Blank war seit Beginn der 90er Jahre als Künstler, Initiator und Autor in grundlegende Projekte involviert, die den durch die Digitalisierung ausgelösten Paradigmenwechsel hinterfragten. Mit seinem langjährigen Partner Karl Heinz Jeron realisierte er zahlreiche Projekte, Aktionen, Installationen und hat an der documenta X (Kuratorin: Catherine David) teilgenommen.

Der nun solo arbeitende Künstler ist seit 2003 Professor für Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und betreibt mit seiner Klasse das Projekt „Universal Cube“ in Leipzig.

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Joachim Blank
Weltbild