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Vom 03. November bis 22. Dezember zeigen wir neue Arbeiten von JOCHEN LEMPERT. Es ist seine fünfte Einzelausstellung in der Sabine Schmidt Galerie.

Der Ausstellungstitel „Anschütz“ verweist auf den Foto– und Filmpionier Ottomar Anschütz (1846-1907) der durch Bewegungsaufnahmen von Tieren, insbesondere von Störchen im Flug bekannt wurde. Neuere Arbeiten Lemperts befassen sich u.a. mit dem Thema der Bewegungsfotografie, wie das Fotogramm einer sich bewegenden Laus, die Aufnahme eines Kondensstreifens, kurzbelichtete Eintagsfliegen oder Fotogramme von Leuchtkäfern (Luciola), deren fotografische Spuren durch das eigene Licht erzeugt wurden. Großformatige, über 2 m hohe s/w Abzüge zeigen als Naturausschnitt im Verhältnis 1:1 einen sonnenbeleuchteten Spinnfaden oder dichtes, von Läusen besetztes Blattwerk. Dabei entspricht die Körnung des Papiers genau der Größe der fotografierten Blattlaus, zu erkennen sind allerdings nur Blätter. Aktuell finden sich auch Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) auf Hamburger Linden. Die Invasion des Seidenschwanzes im Jahre 2004 schildert ein naturgeschichtliches Phänomen, das bereits im12.Jhdt. Beachtung findet.

Die von Jochen Lempert seit 1990 betriebene Forschung mit der Kamera umfasst Tiermotive im weitesten Sinne. In seinem umfangreichen Bildarchiv ist das komplexe Verhältnis zwischen Tier und Mensch von zentraler Bedeutung. Zu Werkgruppen montiert, kommentieren Lemperts Beobachtungen verschiedene Aspekte menschlicher Aneignung und kultureller Überformung von Natur. Er durchleuchtet Fragestellungen der Gegenwart am Beispiel Tier und spürt bei seinen Betrachtungen den Analogien und Ambivalenzen in Naturwissenschaft und Kunst nach. Indem Lempert die Methode des Bildvergleichs praktiziert, schließt er an naturwissenschaftliche, kulturwissenschaftliche und künstlerische Traditionen an. Dabei folgt seine Bildsprache einem freien Assoziationsgefüge und gleicht einem offenen Forschungslabor, das gleichzeitig auch verschiedene fotografische Ansätze erprobt. Die Präsentation der schwarz/weißen analogen Fotografien erfolgt, je nach Raumsituation, in variablen Zusammenstellungen, wobei sie Einzelmotive, Bildpaare, Reihen oder Blöcke zulässt.

Jochen Lempert wurde 1958 in Moers geboren, er lebt und arbeitet seit 1990 in Hamburg. Nach dem Studium der Biologie (1980-88) war er zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit Mitglied des Filmproduktionskollektivs "Schmelzdahin". 1995/96 erhält er den Förderpreisträger des BDI, 2000 den Gabriele-Peters-Preis für Phantastischen Wissenschaft und 2006 den Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg. Begleitend zu seiner Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Siegen, ist Anfang 2006 das Katalogbuch „Coevolution“ im Verlag Walter König, Köln mit Texten von Eva Schmidt & Ulf Erdmann-Ziegler erschienen.

Köln, November 2006

Pressetext

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Jochen Lempert
Anschütz