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„Make Up 28, Öl auf Holz“, diese durchnummerierten Bildtitel klingen vertraut nach klassischer Malerei – sie sind es aber nicht.

Der Karlsruher Künstler Jochen Schambeck negiert die Grenze zwischen Malerei und Plastik. Er thematisiert auf völlig neuartige und zeitgemäße Weise eine jahrhundertealte Frage nach den Eigenschaften, Vorzügen und Grenzen der Gattungen.

Wenn seit der Renaissance, zurückgehend auf das Vorbild der Antike, die Malerei bestrebt war mit Hilfe von Perspektive und Modellierung, mit Licht und Schatten die Illusion von Körper und Raum zu erzeugen, so blieb sie doch letztendlich immer nur reine Illusion. Malerei, das erkannten die Künstler der Moderne, ist nie etwas anderes als Farbe, Linie und Fläche auf einem flachen Bildträger, also immer zweidimensional. Zahlreiche Künstler gewannen ihr durch pastosen Farbauftrag und innovative Techniken mit Spachteln und mittels Ritzungen jedoch immer wieder reliefartige Qualitäten ab.

Jochen Schambeck, dessen eigene künstlerische Entwicklung der vergangenen Jahre sich von stark pastosen Gemälden mit figurativen Elementen über die Darstellung einer aus dicker Farbe förmlich modellierten Welle, zunehmend zu abstrakten Farbstrudeln hin entwickelte, treibt diese Auseinandersetzung auf die Spitze. Er trägt auf einen übrigen zunehmend, bereits in sich dreidimensionalen Bildträger aus Holz buchstäblich dicke Berge aus Farbe auf. Mit der Hand wirft er bereits angetrocknete Ölfarbklumpen aus dem Eimer direkt auf den Träger auf und formt seine Farbgebilde mit den Fingern oder dem Handrücken. In gewisser Weise wird die Farbe nun zum formbaren, modellierbaren Ausgangsmaterial eines plastisch, dreidimensionalen Objektes. Der Reiz dieser leuchtenden Farbgebirge ergibt sich durch das Nebeneinander kräftiger, leuchtender Töne und die Schlieren, die beim Aufnehmen eines neuen Farbklumpens entstehen. Selten erlebte der Betrachter so eindringlich den Rausch der Farben, in seiner Wirkung noch gesteigert durch den herrlichen Glanz der Ölfarben. Zuweilen baut Jochen Schambeck nun auch Fundstücke aus seinem Atelier, wie leere Dosen oder Deckel von Farbeimern, in seine Farbskulpturen ein.

Sein stetiges Wachsen aus der Fläche in die Körperhaftigkeit gipfelt in jüngster Zeit in einer neuen Form von Stelen. Es ist nicht mehr das Wandbild, im Falle Schambecks müsste man sagen das Farbrelief, sondern über einem Holzsockel als Träger aufgetürmte, allansichtige Farbgebirge, die als Skulpturen auf hohen Holzpodesten präsentiert werden. Regina M. Fischer M.A.

Jochen Schambeck wurde 1964 in Bremervörde geboren und absolvierte von 1984-1989 ein Studium der Malerei und Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Horst Antes. 1989-1990 studierte er das Verbreiterungsfach Werken an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Sotirios Michou. Seine Arbeiten waren unter anderem in Einzelausstellungen 2002 im Badischen Kunstverein/Karlsruhe, 2003 ROLAND-Galerie/Köln, 2005 Heidelberger Kunstverein und Galerie Fellner von Feldegg/Krefeld zu sehen.

Pressetext

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Jochen Schambeck "make up"
Arbeiten mit Ölfarbe