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Die hier zusammengeführten Einzelpräsentationen der Arbeiten von Jochen Twelker und Kaucyila Brooke stellen zwei verschiedene künstlerische Positionen vor, die sich im Punkt der Reflexion über die Bedeutungsstärke und Definitionsgewalt von Kleidung im Sinne einer – sich nicht immer nur rasch verändernden – Mode berühren.

In der Ausstellung strange days zeigt Jochen Twelker (*1957, lebt und arbeitet in Berlin) zwei unterschiedliche Serien. Einerseits umkreisen die Arbeiten die Thematik einer bestimmten sozialen Gruppe (Soldaten, Flüchtlinge, religiöse Gruppen) und andererseits, wie in den Portraits, behandeln sie unterschiedliche Stilisierungen von Individualität. Sowohl das Individuelle als auch die Masse werden auf einer Metaebene in den Aquarellen und Gemälden gebrochen. Sie erscheinen als Resultate massenmedialer Vermittlung. Die Porträts verstehen sich nicht im wörtlichen Sinne als das Abbilden eines Gesichtes, da das Antlitz des Porträtieren im Bild außen vor bleibt. Anstelle dessen wird Individualität durch ein in unterschiedlichen Stilen gestaltetes und auf die Kleidung aufgedrucktes Gesicht vermittelt. Dergestalt wird das Singuläre als ein Konstrukt aus einem Mix an Moden und Stilen entlarvt. In den Arbeiten die sich mit dem Phänomen der über eine Kleidungsvorschrift zusammengehaltenen oder der unabhängig vom Dresscode aufeinandertreffenden Masse beschäftigen, nimmt der Künstler die Bildperspektive einer durch Medien vermittelten Vorstellungswelt auf.

Der Serie Kathy Acker’s Clothes der amerikanischen Fotografin Kaucyila Brooke (*1954, lebt in Los Angeles) hingegen beschäftigt sich mit der hinterlassenen Garderobe der Schriftstellerin Kathy Acker, die 1998 verstarb. Kathy Acker, Ikone der Beat-Generation, steht als Schriftstellerin für eine Befreiung der weiblichen Sexualität jenseits von bereits vorgedachten Rollenmustern. In ihren Fotografien erzählt Brooke die Geschichte dieses Lebens, indem sie jedes Kleidungsstück einzeln, auf einem Bügel hängend, fotografisch dokumentiert. Diese Vorgehensweise verdichtet die Konzentration auf das, was Abwesenden ist und fehlt. Die Leere, die die einstige Kleidungsträgerin hinterlassen hat, wird schmerzlich spürbar. Fast reflexartig beginnt beim Betrachter die Spurensuche: Was sagt uns die übriggebliebene Kleidung, welche Zeichen, welche Hinweise und Rückschlüsse erlaubt sie uns in Hinblick auf ihre ursprüngliche Besitzerin? Und so befindet man sich schon mitten in der von Brooke für uns bereiteten Geschichte, befragt die Bilder zur Person Kathy Acker und erfährt dadurch etwas über sich selbst und seine ungeprüften Annahmen der Welt, die man sich anhand der Ausdruckssprache der Kleidung von anderen machen.

Falling in love makes me stupid/ponchos collection – ist der ironische Titel einer als Modenschau inszenierten Performance des argentinischen Künstlers Daniel González (*1963, lebt und arbeitet in Berlin). Der Künstler versteht Kleidung einerseits als Synthese der Daseinsbedingungen in grellen, schreienden Metropolen und andererseits behandelt er die so entstehend Kollektion als tragbare Skulpturen. Inspiriert am typisch südamerikanischen Kleidungsstück des Ponchos als Rebellion der Form und der Farben gilt seine künstlerische Auseinandersetzung dem Kampf für die Träume.

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