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Die Konrad Fischer Galerie Berlin freut sich, die Eröffnung der ersten Einzelausstellung von Johannes Wald ankündigen zu dürfen. Bereits seit einiger Zeit reflektiert der Künstler Johannes Wald (geb.1980) grundsätzliche Fragestellungen des Umgangs mit Skulptur. Die Arbeiten der aktuellen Ausstellung umkreisen den Zusammenhang von Form, Sprache und Bedeutung.

Sieben zapfenartige, von einer Trichterform ausgehende Stangen, in Bronze gegossen und in ein Sideboard eingehängt, bilden die Arbeit ‚presentiment, notion, agglomeration, reconsideration, doubt, confidence and devotion cast in bronze’. Es handelt sich jeweils um Abgüsse von Gusskanälen samt Fülltrichter, über die gewöhnlich beim Bronzegießen das flüssige Metall in die Form geleitet wird. Während die Gusskanäle auf den Möglichkeitsraum der gegossenen Form verweisen, schreibt Ihnen der Titel der Arbeit jeweils eine eindeutige Bedeutung zu, die sie im Rahmen herkömmlicher Logik schon deshalb nicht annehmen können, da sie allesamt identischen Ursprungs sind.

Die bedeutungstheoretische Leerstelle der Gusskanäle wird in der Arbeit ‚Pedestal for a Muse’ buchstäblich. Der Betrachter ist aufgefordert die ihm gegenüber gestellte, leere Liege gedanklich mit einer Vorstellung einer ihm gemäßen idealen Muse zu füllen. In ähnlicher Weise, allerdings rein sprachlich verfasst, fordern zwei Arbeiten mit dem Titel ‚Ekphrasis’ das Vorstellungsvermögen des Betrachters. Dem Titel gemäß handelt es sich um detailierte Beschreibungen von Skulpturen, denen es auf unterschiedliche Weise gelingt, einen emotionalen Gehalt, eine Verlebendigung der Form zum Ausdruck zu bringen. Dass dies aus der Sicht des Künstlers nur in sprachlicher Form vermittelbar ist, verweist auf eine grundlegende Konstante aller Arbeiten von Johannes Wald - einem grundsätzlichen, tief sitzenden Zweifel an den Möglichkeiten der Skulptur, bestimmte Gefühle oder komplexe Begriffe überhaupt angemessen zum Ausdruck bringen zu können. So begreift Wald seine Arbeiten, seien es Texte oder dreidimensionale Objekte, nicht als Skulpturen im eigentlichen Sinn, sondern als Ersatzhandlungen oder Annäherungen, an ein Verlangen nach einer vollkommenen und absolut berührenden Kunst.

Eine unscheinbare, die Ausstellung eröffnende Arbeit erweist sich als gültige Metapher dieser künstlerischen Suche. Ein einfaches Blatt hängt gerahmt einzeln auf einer großen Wand. Nur bei genauen Hinsehen lässt sich der dem weißen Papier eingeprägte Name des Künstlers und darunter das Wort ‚Bildhauer’ erkennen, da auf die Verwendung von Druckerschwärze verzichtet wurde. Sprache – im Verfahren des Hochdrucks mit einer Dreidimensionalität ausgestattet – erscheint so als legitimes Werkzeug der Bildhauerei. Gleichzeitig wird in dem ‚schüchternen’ ungeschwärzten Namenszusatz ‚Bildhauer’ sowohl der Zweifel an als auch die Sehnsucht nach der bildhauerischen Gültigkeit des eigenen Tuns sinnfällig.