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Es wird vermutet, dass die ältesten Bilder der Welt über 30.000 Jahre alt sind. Gemalte oder gezeichnete Abbildungen von Pferden, Hyänen, Nashörnern, Löwen, Bisons, Darstellungen von Mensch-Tier-Zwittern und heute längst ausgestorbenen Arten bedecken die Wände in prähistorischen Höhlen wie in Chauvet oder Lascaux. Niemand weiß genau, warum sie existieren. Allein in der Höhle von Lascaux gibt es über 600 Tierdarstellungen. Seltsamerweise sind weder Landschaft noch Vegetation auf den Wänden abgebildet. Vielleicht wählten die Künstler die Malerei als Medium, um Geschichten zu erzählen. Vielleicht rankten sich auch Legenden um bestimmte Tiere und es existierte der Glaube, dass es Glück bringt, diese abzubilden. Im Hinblick auf die gesamte Kunstgeschichte muss man sich fragen, warum die Beziehung zwischen Mensch und Tier diese rätselhaften Werke entstehen ließ. Sind es Huldigungen? Oder sind es Symbole oder Stellvertreter unserer Körper, unserer Sterblichkeit oder sogar unserer Spiritualität, wie die Ägypter glaubten?

Auch John Hodanys Werk beinhaltet viele Tierdarstellungen. Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Hodany mit der Darstellung von Gesichtern und Körpern unterschiedlicher Kreaturen. Manche seiner Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen zeigen Tiere auf eine Weise, die ihnen die Anmutung eines Symbols oder Zeichens gibt und die in ihrer Einfachheit der Form an ägyptische Malereien erinnern. Manchmal erscheinen auf einem Werk viele Tiere in sehr ähnlicher Ausführung und einer Anordnung, die sie wie Muster auf einem Quilt, einem Wandteppich oder vom Computer generierte Ornamente aussehen lässt.

„Holy Rollers“ ist der Titel eines Bildes aus der gleichnamigen Ausstellung, auf dem ein klassischer Pudel vor einer Landschaft zu sehen ist, fast verschwindend im diffusen Licht der Abenddämmerung oder des Morgengrauens. Die Augen des Pudels sind von einem stechenden, elektrisierenden Blau, das impliziert, dass es hier durchaus einen faustischen Kern gibt. So wird aus dem ersten Schmunzeln des Betrachters beim Anblick des Pudels, der als lächerliches Tier mit verrückten Hundeshows und skurrilen Fellfrisuren assoziiert wird, ein leichtes Schaudern. Warum erscheint dieser Pudel mit einer solchen Ernsthaftigkeit und Erhabenheit an diesem menschenleeren, unbewohnten Ort? Diese Ambivalenz wird im Titel „Holy Rollers“ ebenfalls thematisiert. Der Begriff bezieht sich im amerikanischen Sprachgebrauch ursprünglich auf den Zustand religiöser Ekstase, in dem sich die Anhänger der Glaubensgemeinschaft Pentecostal Christians auf dem Boden wälzen. Heutzutage ist er Ausruf des Erstaunens über verrücktes oder absonderliches Verhalten im Allgemeinen.

In den meisten Arbeiten von John Hodany herrscht eine ruhige, fast apokalyptische Atmosphäre, die eine Verschiebung in der Weltordnung erahnen lässt. Wo sind die Menschen? Warum formen sich Felsen, Tiere und Objekte zu Mustern, die als Fragmente innerhalb einer Arbeit auftauchen und wieder verschwinden? Hier entsteht eine ungewöhnlich starke hypnotische Qualität, die von einem tiefen Verständnis für Farbe und einer einzigartigen Technik herrührt. Hodany schneidet in die gemalte Oberfläche, nimmt mit großer Vorsicht Fragmente heraus und fügt sie an anderer Stelle in das gleiche Werk wieder ein. So entsteht ein geisterhafter Eindruck, bei dem die Umrisse des herausgenommenen Ausschnitts sich immer noch vor dem Hintergrund abheben. Die fraktale Beschaffenheit der sich wiederholenden Bilder erinnern an das Konzept des „cutting and pasting“ bei der Arbeit mit Computersoftware, ohne jedoch die haptische Qualität einzubüßen.

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The oldest known paintings on earth are thought to be over 30,000 years old. Painted or drawn depictions of horses, hyenas, rhinos, lions, bison some half-human animals and also some extinct ones cover walls in ancient caves like Chauvet and Lascaux in France. No one knows exactly why they exist. Over 600 depictions of animals appear in the Lascaux cave alone. Strangely, neither the landscape nor any vegetation is portrayed on the walls. Maybe the artists were storytelling, explaining themselves through pictures. Perhaps there were superstitions about animals and creating images of them was thought to bring good luck. Looking through the entire history of art, you have to wonder what is it about the relationship between animals and people that provokes these mysterious works? Are they homages? Are they symbols, or stand-ins of our own bodies and selves, our own mortality or even our spirituality as the Egyptians imply?

John Hodany’s body of work contains many animals. Hodany has been preoccupied with depicting the faces and bodies of creatures for over a decade. Some of his paintings, drawings and sculptures represent animals in a manner reminiscent of the Egyptian drawings of animals; there is a bold simplicity of their form that gives them an appearance of a sign or symbol. Sometimes the animals appear in such uniform abundance that they take on a quilt, tapestry or even a computer like pattern.

“Holy Rollers” is the title of the exhibition as well as of a painting, where we see a standard poodle sinking into a dusk or pre-dawn environment. Here Hodany is depicting possibly the “silliest” breed of canine, the standard poodle. A viewer’s first response may be to laugh; this is the breed dog famous for sporting crazy haircuts and dye-jobs at dog shows. However, the eyes of the poodle are of a pungent, electrifying blue, which brings to mind a Faustian aspect, evoking an unsettling feeling. Why on earth is this thing appearing with such earnestness and reverence in this uninhabited place? This ambivalence is also suggested by the title “Holy Rollers” (an American term used to describe Pentecostal Christians who it was said would literally roll on the ground when possessed with the spirit of God). Nowadays the term is often used as an expression of astonishment about strange or abnormal behavior in general.

There is almost always a quiet, possibly even apocalyptic atmosphere in Hodany’s work that hints at a shift in world order. Where are the humans? Why are the rocks, animals, and objects organizing themselves into patterns, disappearing and reappearing as fragments within the same work? There is a kind of hypnotic quality to Hodany’s work that is unusual and comes from a rich understanding of color and a unique technical process. Using a self-invented method, Hodany cuts into the painted surface, carefully removing pieces of his paintings and attaches them to other areas within the same work on paper. This creates a ghost-like impression in which the trace of the image that has been cut and replaced seems to imprint on the background. The fractal nature of his repeated images echo the concept of “cutting and pasting” computer software style, however never losing a tactile sensibility.

only in german

John Hodany
HOLY ROLLERS