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Jonathan Meese - DIE DR. MABUSENLOLITA (ZWISCHEN ABSTRAKTION UND WAHN)

12 Mar – 15 May 2021

LOLITA = GESETZMÄßIGKEIT
MABUSE = WILLE ZUR KUNST
MABUSENLOLITAS = MAGNETISMUS

In seiner 7. Einzelausstellung in der Galerie Krinzinger begibt sich Jonathan Meese auf die Spuren von Lolita und des Dr. Mabuse, zwei Kunstfiguren, die für die Errichtung ihrer eigenen Machtsysteme stehen. Der Künstler ergründet sie in einer Reihe von Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen.

Während Lolita Meese bereits seit längerem beschäftigt, ist die Figur des Dr. Mabuse aus dem berühmten Stummfilmklassiker der 1920er Jahre von Fritz Lang neu in der Bildwelt des Künstlers. Mabuse ist Psychoanalytiker und Verbrecher, der sich mit seiner Fähigkeit zur Verwandlung, Hypnose und Manipulation einen Weg an die Macht bahnt. In seinem Genie und Wahnsinn reiht er sich nahtlos in die Galerie der Bösewichte, die Meese schon immer faszinieren. Zahlreiche seiner Filmhelden, wie die Bösen bei James Bond wie Dr. No, Goldfinger, Scaramanga, Ernst Blofeld, Mr. Big, Zorin stehen in der Nachfolge des Dr. Mabuse und bilden ein Netz von Antihelden das Meese in einem Triptychon für die Ausstellung verarbeitet hat. Für Meese ist Dr. Mabuse der „Dr. Hypnotoz“, der Magier, der die „Realität“ wegzaubert, wie Merlin oder Klingsor. In den abstrakten Porträts der Filmikone bilden dicke Farbschichten die vielen Masken der Figur ab und stellen auch hier die Frage nach dem Antlitz des Bösen und wie man es eigentlich erkennt. Eine eindeutige oder auch psychologische Lesart ist weder das Ziel noch das Interesse. Vielmehr die Frage, was kann die Malerei dem Bild des Films entgegensetzen, wo hat sie bessere Mittel eine Geschichte zu erzählen? Oder wie verändert sich die Geschichte in der Malerei? Führung und Verführung sind die beiden großen Themen von Langs Mabuse Filmen, die nicht nur Bilder ihrer Zeit darstellen, sondern in ihrer visionären Kraft bis in unsere Zeit strahlen.

In diesen Themen berühren sich Mabuse mit Lolita und werden zu „Mabusenlolita“ vereint. In seiner wilden Inszenierung für das Volkstheater Wien „KAMPF-L.O.L.I.T.A. (EVOLUTION IST CHEF) oder L.O.L.I.T.A. D.Z.I.O. (ZARDOZ FLIEGT WIEDER!)“ stellt Meese eine starke Kriegerin der Kunst vor. Sie steht in seinem Werk für den „Kampf um Kunst“, also die Evolutionskraft, die Alles nach Vorne bringt, und Überkommenes durch die Zukunft ersetzt. In dieser Darstellung Lolitias spürt man eine Nähe zu Interpretationen der Figur, die sich erst in den 1980er Jahren durchsetzten. Lolita rebelliert mit den ihr zur Verfügung stehenden Waffen eines Teenagers, allen voran schlechte Manieren und jugendlichen Klischees, gegen das System Humbert Humbert um ihre eigene Realität und ihre Integrität zu retten. Auch Lolita wird in Zeichnungen und Gemälden des Künstlers verarbeitet. Puppenhafte Skulpturen von Lolita und Dr. Mabuse, begeben sich schließlich in der Ausstellung wie auf einer Bühne und spielen dort ein neues Spiel der Kunst - zum ersten Mal zusammen.

Zitate des Künstlers:
“Dr. Mabusenlolita ist eine Prinzip, eine Struktur, eine Methode, ein Gesetz! Im ‘Dr. Mabusenlolitastaat’ regiert nur die Kunst. Alle Mabusenlolitas sind Spielzeug der Kunst, also Objekte der Zeitlosigkeit.”

“Kampf um Kunst, Kunst zum Kampf! In der Kunst gewinnt immer nur die Kunst! Die Mabusenlolitas wollen den Triumphzug Kunst! Dr. Mabuse ist die Uniform, die Erzmaske, die Totalstverkleidung und die Erzabstraktion!”