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Eine Gebrauchsanweisung Auf den Tafeln sind die Farben der Zahlen und des Grundes so gewählt, dass sie von Personen mit Störungen in der Rot-Grün-Empfindung nicht oder nur teilweise entziffert werden. Die Tafeln können außer bei Rot-Grün- auch bei Blau-Gelb-Unterempfindlichkeit zur Anwendung kommen. Auch werden sich Störungen des Blau-Gelb-Sinnes bzw. Violettsinns kundgeben. Die Farbtöne einiger Tafeln sind in der Lichtstärke so gewählt, dass die dunklen Zahlen auf hellem Grund stets zu lesen sein werden, auch wenn der Farbensinn noch so sehr gestört ist. Man kann diese daher auch zur Entlarvung von Simulanten verwenden.

Will man sich mit der für die Praxis im allgemeinen ausreichenden Feststellung, dass eine Störung in der Farbwahrnehmung besteht, nicht begnügen, sondern eine genauere Analyse vornehmen, welche Art oder welcher Grad von Störung z.B. in der Rot-Grün-Empfindung vorliegt, so können zwar die Schlickschen Tafeln auch hierfür gewisse Hinweise liefern. Es dürfte sich aber doch nach allgemeiner Erfahrung empfehlen, zu derartigen Differentialdiagnosen noch andere Methoden, namentlich solche mit Spektrallichtern (Spektralfarbenmischapparat und dgl.), heranzuziehen.

Zur Ausführung der Überprüfung des Farbensinns lese man die Tafeln bei guter Beleuchtung in einer Entfernung von 4 bis 6 Metern. Es muss berücksichtigt werden, dass die Erkennungsmöglichkeit auch für den Farbentüchtigen je nach Beleuchtungsstärke wechselt. Auch ist diese bei den jeweiligen Tafeln verschieden, da die Zahlen nicht bei allen gleich groß sind und auch nicht gleich stark zum Grunde kontrastieren. Man wird daher dem Testvorgang am besten jene Entfernung zugrunde legen, in der ein farbentüchtiges Auge die einzelnen Tafeln unter den jeweiligen Bedingungen gut erkennt.

Längeres Zögern und auffallendes Suchen nach den Zahlen kann dem Kundigen schon verraten, dass eine Störung der Farbwahrnehmung wahrscheinlich ist. Schließlich soll noch daran erinnert werden, dass Fälle vorkommen, in denen die Betrachter ihre Farbensinnstörung absichtlich zu verbergen suchen. Sie können die Zahlen auswendig lernen oder durch kleine, genau studierte Merkmale Hilfsmittel gewinnen, um den Test scheinbar zu bestehen. Die 66 Schlickschen Tafeln voller nuancierter Farbflecken und Formen fordern den Betrachter auf, sich im Erkennen zu üben. Diese Installation, eine feine Tonabfolge von seriell gereihten Tafeln, eröffnet nicht nur die Möglichkeit, die eigene Wahrnehmungsfähigkeit zu prüfen, sondern sie verstärkt noch den Drang, unsere Leistungen in eine augenscheinlich wissenschaftlich fundierte Versuchsanordnung einzuschreiben. Es gilt nicht nur, die zum Grund unterschiedlich kontrastierenden Elemente zu verifizieren, um Gewissheit über das eigene Sehvermögen zu erlangen. Im Besonderen können im Erforschen der Störungen, der individuellen Unzulänglichkeiten die tatsächlichen Dimensionen der Außenwelt, wenn schon nicht erfahren, so doch zumindest erahnt werden - oder doch nicht?

Jörg Schlick vervollständigt seine pseudo-isochromatischen Tafeln durch akzentuierte Farbstreifen. Eine künstlerische Intervention, die womöglich einen Hinweis birgt. Wenn uns Jörg Schlick damit jedoch keine praktische Hilfestellung für das wahre Erkennen liefert, so stellt er dieses zumindest in Frage. Denn auch die ernsthafteste Erkenntnisbemühung darf sich mit einem schalkhaften Augenzwinkern auf unzulängliche Ergebnisse oder gar ihr Scheitern vorbereiten!

Pressetext

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Jörg Schlick - pseudo-isochromatische Tafeln zur Prüfung des Farbsinns
(für Daniel Hafner)

Galerie Bleich-Rossi Graz zu Gast bei Galerie Christine König Wien