press release only in german

Mit Jörn Gerstenberg und Wladimir Winter beginnt CAPRI eine Reihe von Doppelausstellungen, bei der wir jeweils eine/n Berliner Künstler/in parallel zu einem/r russischen Künstler/in zeigen.

WLADIMIR WINTER: 50 Erbauer Moskaus (2004-2005; Fotoserie in Videoform) Im Dezember 2004 zog Winter, Maler und Fotograf, aus Saratow nach Moskau. Einer seiner ersten Aufträge dort war, Bauarbeiter - Gastarbeiter, wie er selbst sagte - zu portraitieren. Fast alle Arbeiter auf den Moskauer Großbaustellen, wo pompöse Häuser für die neue Oberschicht entstehen, stammen aus ehemaligen Sowjetrepubliken, deren Bevölkerung inzwischen dramatisch verarmt. Wladimir Winters Passbilder waren für Ausweise bestimmt, die aber nichts als den Arbeitseinsatz auf der jeweiligen Baustelle und den Aufenthalt dort "legalisierten" - Außerhalb ihrer Arbeitsplätze und vor und nach diesen Jobs sind die Arbeiter illegal; sie werden entweder direkt in ihre Heimat zurückgebracht, oder auf die nächste Baustelle verpflichtet. Jedes Bild eines Arbeiters ist sieben Sekunden lang zu sehen. Zehn der 50 Erbauer Moskaus tragen auf den Fotografien das gleiche Hemd.

JÖRN GERSTENBERG: mechanica (2005; PVC-Schnitte) Jörn Gerstenberg erfindet Ansichten einer imaginären Stadt: mechanica versammelt Fertigungshallen, Spiegelfluchten, Investitionsruinen und endlos gestapelte Wohnblöcke zu schwindelerregenden Nekropolen. Die zahlosen, einzelnen Schnitte in die PVC-Platte, die Reproduzierbarkeit des Drucks und die Serialität der mechanica Motive verweisen auf ein bestimmtes Konzept von Schönheit, auf das Ideal des vollkommen kontrollierten und damit wiederholbaren Perfekten. Von modernistischem Elan ist in Jörn Gerstenbergs schwarz-weißen Konstrukten aber nur noch ein Nachklang, ein gebrochener Ton übrig. Eine allgegenwärtige, tiefe Schwermut durchzieht mechanica und relativiert jedes spektakuläre Element dieser wahnwitzigen Architekturen.

Pressetext

only in german

APRI LIX
BERLIN: Jörn Gerstenberg
MOSKAU: Wladimir Winter