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ERÖFFNUNG FREITAG 30.10. // 19-22 UHR

... Das Verborgene schlummerte im Material und in der Form, musste freigelegt und als feinsinnige Beobachtungs-Archäologie ausgegraben werden. In zahlreichen Schichten wird die Kohle auf die Leinwand aufgebracht und verrieben, verwischt und teilweise wieder abgesaugt. Angereichert wird das derart sich immer weiter ausbildende und parallel freigelegte Sinneseindruckgeflecht mit Elementen und Flächen aus Farbpigmenten und Fixativspray. In gleicher Manier entsteht auch die innere Rahmung oder hellere Kante am Bildrand wie ein Negativ der unsichtbaren Lattungskante. Allgemein entsteht der Eindruck eines chemischen Prozesses, eines bisweilen negativen Lichteindrucks wie im analogen Fotolabor, einer Invertierung der Wirklichkeit und mithin eines retinalen, reinen Sehens ohne kognitive Impulse außerhalb des Zeitgeschehens, außerhalb unseres Jetzt, aber zugleich vom Hier, vom Raum und der Gegenwart geprägt. Das Auge ist wahrlich außerhalb unseres Seins und die Bilder behaupten eine Existenz, die sie als zeitlich nicht einordbare Entitäten inmitten des Dickichts von Imaginärem, Symbolischem und Realem aufscheinen lassen. Ein Alptraum des Widerspruchs tut sich vor, in und hinter unseren Augen auf.

Die aktuellen Gemälde betonen die immer schon bei Jörn Stoya angelegte, bewusst unbewusste Auslotung psychologischer Wahrnehmungs- und Gestaltprozesse, das unbedingte Vermeiden von eindeutigen außerbildnerischen Realitätsebenen, es sei denn im Spiegel, ein Verharren im Entgleiten oder ein Festhalten von Tönen (ob Farbe oder Klänge). Das dominierende Schwarz und Grau seiner Gemälde aus der Materialität der Kohle ist die Farbe der Kreativität, des Ursprungs gewissermaßen, aus der dunklen Höhle heraus ist ein Sehen erst möglich. Keine Zeichen und Symbole, keine Figurationen und konkrete Formen erwachsen aus dem spontanen, intuitiven und mitunter gezielt malerischen Prozess verschiedener Arbeitsschritte, sondern die Bildfindung ist das Ergebnis gefühlsmäßiger, aus der Erfahrung des Mach- und Vermeidbaren resultierender Vorgänge. „How Soon is Now?“ fragt jedes Gemälde eingedenk des gleichnamigen Songs von THE SMITHS. ...

(Textauszug Gregor Jansen)