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Josef Albers’ Mappenwerk “Interaction of Color” gleicht einer Bibel für das Medium Farbe, das heißt sie ist für das Farb-Sehen und -Erleben grundlegend. Es ist die seit Goethe wohl bedeutendste Farblehre. Die amerikanische Originalausgabe erschien 1963 bei der Yale University Press mit 119 konkreten Beispielen von Farbbeziehungen in sehr komplexen, im Siebdruckverfahren hergestellten Drucken. Die deutsche Ausgabe des Mappenwerkes erschien 1973 im Josef Keller Verlag Starnberg in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Für ihre Vorbereitung und Herstellung benötigte Josef Albers zusammen mit dem Verleger rund drei Jahre. Das Mappenwerk besteht wie die Originalausgabe aus 119 Serigrafien in 63 Doppelseiten und 33 Offset-Reproduktionen in 17 Doppelseiten. Das ergibt insgesamt 80 Doppeltafeln, neben einem Textband von 80 Seiten und einem gehefteten Kommentar von 48 Seiten zu den Farbübungen.

Albers Farbenlehre wendet sich, und das ist etwas Neues, nicht nur an Künstler, sondern auch an Kunstbetrachter und jeden sehenden Menschen überhaupt. Sie ist keine Theorie im klassischen Sinne, sondern eine Anleitung zum produktiven Sehen. Sie entstand auch nicht nach einem vorgefassten Plan, sondern Albers hat sie im und durch den Unterricht mit seinen Studenten entwickelt.

Albers untersucht in diesem Werk die Wechselbeziehungen der Farbe, vermittelt neue Erfahrungen und erweckt neue Aufmerksamkeit. In ihrer Exaktheit bieten die von Albers gewonnenen Recherchen eine Relativitätstheorie der visuellen Wahrnehmung und damit einen grundlegenden Beitrag für die Erforschung visueller Information und Kommunikation.

Das ebenfalls in der Ausstellung gezeigte Mappenwerk „Homage to the Square“ 1970 zählt mit seinen zehn Serigrafien zur berühmten, ab 1949 entstandenen Folge gleichen Namens. Wie die „Interaction of Color“ erschien es in der Edition Keller. Beide Mappenwerke gehören zur Städtischen Sammlung Erlangen.

Josef Albers, geboren 1888 in Bottrop, gestorben 1976 in New Haven, bis zu dessen Schließung 1933 Lehrer am Bauhaus, nach seiner Emigration in die USA Lehrer am Black Mountain College und an der Yale University, war nicht nur einer der herausragenden Protagonisten der Moderne, wie kaum ein anderer Künstler hatte er nachhaltigen Einfluss auf die Erntwicklung der amerikanischen Malerei und damit auch der europäischen Kunst der Gegenwart.

Kurator der Ausstellung: Karl Manfred Fischer