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In der Ausstellung "Things Without Futurism" zeigen Fotografien von Kalbshirnen das ihnen entsprechende menschliche Organ im Zentrum der Informationsgesellschaft wie es nachts durch Central London navigiert oder im Künstleratelier über zerbrochene Spiegel schlittert. Farbfotogramme, die mit Honig, Syrup und Melasse produziert wurden, zerren die Ausdruckstechniken der Écriture automatique in das Bild hinein und lassen sie zu einer graphischen Imitation von Gedankenmustern und Mindmaps werden, die diesen Hirnen entspringen könnten.

Die Ausstellung untersucht die Möglichkeiten automatischer fotografischer Verfahren, wie man sie aus der klassischen Avantgarde kennt, und gleichzeitig betritt sie mit den Gehirnen ein hoch aufgeladenes Terrain. So ist "Neurodidaktik", wie Tom Holert schreibt, heutzutage ein heißes Thema bei dem "das Gehirn zum kollektiven Unternehmen wird, an dem jede(r) qua Eigen-Hirn als Neuro-Subunternehmer beteiligt ist."

Das dritte Element der Ausstellung ist eine Skulptur aus Fahrrad- und Motorsägenketten - ein bewusstes Remake von Eva Hesses "Untitled" von 1970. Hesses Arbeit aus Seil und Faden ist mittlerweile wahrscheinlich zu fragil um wieder ausgestellt werden zu können. Dieser materielle Zerfall versinnbildlicht auch wie die anfängliche Brisanz dieser Arbeit neutralisiert werden konnte, dadurch dass sie Eingang in die Archive des guten Geschmacks gefunden hat. Dabei hat sich Eva Hesse in ihren Notizbüchern ein wenig als Theoretikerin von Anerkennungsprozessen gezeigt - und diese Suche nach Anerkennung kann mit den Lernprozessen, welche die Gehirnbilder von Pryde implizieren, in Verbindung gebracht werden. Prydes Neufassung, die als stabileres Material fettige Fahrradketten benutzt, kann auch als ein feministischer Versuch gewertet werden, die zarten Schlingen sichtbar zu festigen und gleichzeitig die überbewertete formale Fragilität von Hesses Arbeit zu unterminieren. Pressetext