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Judith Hopf beschäftigt sich in ihrer Kunst mit Geschichten und Ästhetiken, die der alltagskulturellen Sphäre zugewandt sind. Sie verwendet dabei Ausdrucksformen wie Performance, Video, Skulptur und grafische Arbeiten. Die Wahl des Mediums ist jedoch nicht so entscheidend, wie das leidenschaftliche Interesse an dem Kraftfeld zwischen Politik, Kunst und Theorie, welches als Referenzrahmen für viele ihrer Projekte gelten kann. Daneben gibt es ein verlässlich auftauchendes paradoxes Panoptikum der Selbstinszenierung wie auch ein Bekenntnis zu einer bunten, glamourösen Pop-Poesie.

Viele ihrer Arbeiten hat Judith Hopf gemeinsam mit befreundeten KünstlerInnen und TheoretikerInnen entwickelt. Auf der Basis von kritischen Alltagsbeobachtungen, einem gesellschaftspolitischen Unbehagen und der Adaption verschiedener Geschichten, literarischer oder filmischer Vorlagen sind eine Reihe von Co-Produktionen entstanden, von denen die neueste in der Secession zu sehen sein wird. Gemeinsam mit Deborah Schamoni hat Judith Hopf das Video Hospital Bone Dance (2006) hergestellt, in dem die kontrollierte Welt einer Krankenschwester von mysteriösen Ereignissen durchkreuzt und gestreift wird. Das Auftauchen dieser unvorhergesehenen Ereignisse, deren unaufhaltsame Ausbreitung und die unausweichliche Konfrontation mit einem geregelten System bilden die Grundstimmung, die Judith Hopf für ihre aktuelle Ausstellung vorgesehen hat. Mit einigem Witz versehen verweist Judith Hopf auf die Unheimlichkeit von Situationen, die sich durch ein unvorbereitetes Hereinbrechen einer unbekannten Variante in einen vermeintlich geregelten Ablauf auszeichnet. Hier spielt sie insbesondere mit den Vorstellungen von Erwartung und Wissen. So ist in der Ausstellung auch eine Serie von Spiegeln zu sehen, die die BetrachterInnen Dinge sehen lassen, welche sie eigentlich räumlich noch gar nicht erfassen können. Um dorthin zu gelangen, gehen die BetrachterInnen aber zuerst an einigen Bambusstangen aus Glas vorbei ...

Die Arbeiten von Judith Hopf zeichnen sich dadurch aus, dass sie den BetrachterInnen Richtungen weisen, ohne dabei Vorgaben zu machen. Eher lässt sich ein kritisch-produktives Bewusstsein gegenüber gesellschaftlich propagierten Vereinheitlichungen erkennen, deren vermeintliche Notwendigkeit Hopf hinterfragt und zu alternativen Anschauungen transformiert. Diese Alltagsbeobachtungen sind nach Judith Hopf eng in soziale und politische Machtzusammenhänge verwoben, die es sichtbar zu machen gilt. Hier geht es vor allem um eine tiefliegende Skepsis gegenüber aller Angleichung und dem damit einhergehenden Vergessen. So beobachtet sie etwa einen gesellschaftlichen Druck hinsichtlich differenter Lebensformen, die den öffentlichen Konsens stören und dementsprechend ausgegrenzt bzw. unsichtbar gemacht werden. Nach Judith Hopf haftet dieser „Tyrannei des Gleichen“ und dem „Unerledigten“ etwas Gespenstisches an.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Diedrich Diederichsen.

JUDITH HOPF, geb. 1969 in Karlsruhe, lebt und arbeitet in Berlin. AUSSTELLUNGEN (Auswahl): 2006 No Matter How Bright the Light, the Crossing Occurs at Night, Kunst-Werke, Berlin; What do you look like, a crypto damonic mystery, Casco Institute for Art and Design, Utrecht; The Uninvited, WBD Berlin; Happyness, Berlin Biennale, Gagosian Gallery Berlin; 40 Jahre Video Kunst. de, Kunsthalle Bremen; Judith Hopf/ Katrin Pesch, Saki Satom, Michaela Schweigers, Klaus Weber, Galerie Walbröl, Düsseldorf; 2005 100 Radiodays, De Appel Museum, Amsterdam; Universal Experience: Art, Life and the Tourist´s Eye, Museum of Contemporary Art Chicago; 2004 Shizorama, Institute of Contemporary Art Moskau; Atelier Europa, Kunstverein München; Open Screening, White Chapel Gallery, London; Das Politische ist privat – und peinlich, Kunsthalle Exnergasse, Wien; 2003 Hey Production, Cubitt Gallery, London; Temporary no good Universe, Kunstiftung Baden Württemberg; Windstösse, Kunsthaus, Dresden; Ort des Gegen, Künstlerhaus Stuttgart; Haupt und Nebenwege, Galerie Christian Nagel, Köln; Tirol Transfer, Galerie Krinzinger, Wien; 2002 Gewalt ist der Rand aller Dinge, Generali Foundation, Wien; Bei mir zu Dir, Galerie WBD, Berlin; Hossa, Centro Culturale, Antracx, Spanien, kuratiert von Karola Gräßlin und Christian Nagel; 2002 Teilnahme am Performance Festival: Die Kraft der Negation, Theater der Welt Köln/Volksbühne Berlin, kuratiert von Diedrich Diederichsen; 2001 Adieu Vorhölle, Studiogalerie, Kunstverein Braunschweig; Auf offener Strasse, Kunstamt Kreuzberg, Berlin.

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Judith Hopf