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In der Ausstellung „Hermitage Heritage“ zeigen wir neue Arbeiten der Künstlerin Julia Oschatz.

Ihre Arbeiten waren zuletzt in Einzelausstellungen u.a. im Kunstmuseum Alte Post in Mülheim an der Ruhr, den Städtischen Galerien in Wolfsburg und Delmenhorst, am Institut für Moderne Kunst in Nürnberg sowie in der Begleitausstellung zur Documenta XII „Vision | Audition“ in der Kasseler Martinskirche zu sehen.

Denjenigen, die das Werk von Julia Oschatz schon länger verfolgen, mag das von ihr geschaffene Wesen – ein hybrides Geschöpf zwischen Mensch und Tier – inzwischen vorkommen wir ein alter Bekannter, den man immer wieder auf seinen vielen Reisen begleitet hat und sich eingeladen oder auch schmerzlich gezwungen fand, die jeweiligen Eskapaden und Selbstversuche mit ihm zu teilen.

Das Wesen bewegt sich bei seinen Ausflügen auf scheinbar bekanntem Terrain. Landschaftsbilder, ob heimatliche Wälder und Wiesen oder arktische Eislandschaften, sind medial angeeignetes Allgemeingut und es bedarf oft nur beiläufig eingesetzter Charakteristika, um eine Landschaft als diejenige aus den Gemälden Caspar David Friedrichs erkennbar werden zu lassen. Das Wesen scheint sich der Willkürlichkeit der Bildtopoi in die es im Laufe seiner Reisen gerät, durchaus bewusst zu sein. Wie es in einen Bildrahmen fällt, fällt es aus diesem auch schon wieder heraus, um sich direkt am nächsten felsigen Abgrund wieder zu finden, den es dann ebenfalls sogleich hinunterstürzt. Julia Oschatz’ Wesen entwickelt sich zum Anti-Helden, der uns, aber ebenso sich selbst, immer aufs Neue selbstironisch daran zu erinnern scheint, dass, um tradierten Vorstellungen zu entkommen, oft ein langwieriger und bisweilen schmerzhafter Weg zurückgelegt werden muss.

Julia Oschatz entwickelt in ihren Arbeiten - ob Video oder Malerei - keine narrativen Strukturen; ihre Malerei bleibt oft schemenhaft, die Farbwahl ist unspezifisch gedeckt, die Techniken werden je nach Bedarf gemischt. Auch die Charakterisierung von Video als „bewegtes Bild“ nimmt die Künstlerin wörtlich: Wie die Malerei bleiben auch die kurzen Videoanimationen dem zweidimensionalen verhaftet, wie in den Gemälden geht es auch in den bewegten Bildern nur darum einen flüchtigen Moment unter vielen möglichen festzuhalten, ohne sich zu sehr auf das Einzelbild zu fokussieren. Die Erzählung, die sich auch in den Videos meist auf eine slapstickhafte Pointe beschränkt, entwickelt sich daher höchstens in der Bildstrecke, in der Betrachtung einer Vielzahl von Einzelbildern in Folge. Die Petersburger Hängung und die Kombination von Malerei und Monitor auf ein und derselben Wand sind daher nur die logische Konsequenz aus dem Beschluss der Künstlerin, die Wahrheit nicht in der Einzelarbeit sondern im Werkkontext zu suchen. Gleichzeitig wird der Betrachter durch raumgreifende Installationen, zumeist Höhlenlandschaften aus Karton, in denen Videoarbeiten gezeigt werden, eingeladen, den Bilderkosmos zu betreten und sich gemeinsam mit dem Wesen auf seine eigene Reise zu begeben.

Auch in der Ausstellung „Hermitage Heritage“ wird Julia Oschatz die Galerieräume in einen Erlebnisraum verwandeln, von dem aus das Wesen in Malerei, Installation und Videoarbeiten in neue Welten aufbrechen wird. In einer Höhlenlandschaft aus Karton werden im Videospace die 8 videoloops aus der Arbeit „NOTATALL“ präsentiert. Im Galerieraum werden neue Malereien sowie eine Videoprojektion zu sehen sein.

Tasja Langenbach

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In the exhibition „Hermitage Heritage“ we will show new works of the artist Julia Oschatz. Her work was lately extensively presented in several solo shows in Germany like, among others, the Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, the Städtische Galerie Wolfsburg and Städtische Galerie Delmenhorst, at the Institute for Modern Art in Nuremberg as well as in the supporting program of Documenta XII in the exhibition „Vision | Audition“ in the Martinskirche in Kassel.

For those who have observed Julia Oschatz’ work already for some time the Wesen (being) she created – a hybrid creature between human and animal – may feel like an old friend, they again and again have accompanied on its many travels and have felt invited or even painfully forced to share its adventures and experiments on itself.

The Wesen moves on apparently well-known terrain. Images of landscape, no matter if it is homeland woods or arctic ice landscapes, are medially appropriated common knowledge and often only require the implementation of certain characteristics to be recognised as one of the landscapes in the paintings by Caspar David Friedrich. The Wesen seems by all means to be aware of the arbitrariness of the image topoi it walks into in the course of its travels; falling into one image frame, it falls out of it again just the next moment to then find itself opposed to a rocky sheer, instantly quaffing off it. Julia Oschatz’ Wesen develops to an anti-hero which seems to remember us, but likewise itself, again and again anew in a self-ironic way of the fact that an often longwinded and sometimes painful way has to be covered to flee from traditional conceptions.

Julia Oschatz develops in her works – either video or painting – no narrative structures; her paintings often remain apparitional, the choice of colours is non-specifically subdued, the techniques are mixed according to her requirements. The artist also takes literally the characterisation of video as “moving image”: Likewise the painting also the short video animations are addicted to the two-dimensional and like the painting also the moving images are focussed on capturing one ephemeral moment among many others without concentrating too much on the single image. The narration which also in the video works is mostly constricted to one slapstick-like punch line develops at most in the image sequence, in the perception of a multitude of single images in a row. Therefore the Petersburg hanging style and the combination of painting and monitors on one and the same wall are just the logical consequence of the artists’ decision not to look for the truth in the single work but in the work’s context as a whole. Concurrently the spectator is invited, mostly by cave-like landscape out of cardboard, to immerse into the image cosmos and to, together with the Wesen, start his own journey.

In the exhibition “Hermitage Heritage” Julia Oschatz will transform the gallery spaces into an adventure space from which the Wesen starts into new worlds out of paintings, installation and video works. In a cave landscape out of cardboard boxes built into our video space will be presented the 8 video loops of the work “NOTATALL”. In the gallery space will be shown paintings as well as video projections.

Tasja Langenbach

only in german

Julia Oschatz
Hermitage Heritage