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Galerie Mikael Andersen freut sich mit A Head Ahead die dritte Ausstellung der Künstlerin Julia Oschatz im Haus zu zeigen.

Die präsentierten Arbeiten stammen aus Oschatz´ neuer Serie adorP, an der sie während der letzten drei Jahre gearbeitet hat. Wiederholt zeigt sie medienübergreifend Malerei, Zeichnung, Installation und auch Videoarbeiten. Dabei lehnen sich ihre Arbeiten an Werke Alter Meister des Madrider Prado an. Die von der Künstlerin ausgewählten Kunstwerke stammen beispielsweise von Brueghel, Velázquez, Ribera, Zurbarán, Goya oder Titian und werden von Oschatz in neue Narrative und ihre eigene vielschichtige und eigenwillige Bildsprache übersetzt.

Die Beziehungen zwischen Oschatz´ Arbeit und den Werken der Alten Meister zeigen sich dem Betrachter mal offen, dann wieder verborgen und können sowohl thematisch als auch formal verbunden werden. Oschatz folgt bei der Auswahl der Madrider Werke keiner Strategie, sondern lässt eigene Interpretationen und Narrationen in ihren Arbeiten durchaus zu. Diese freien Zusammenhänge verhindern, dass die Bilder autark und verschlossen sind, und öffnen sie um weitere Interpretationsmöglichkeiten, die mit Humor bespickt sind, ohne dabei ironisch oder sarkastisch zu wirken, was sie distanzieren würde von den Inspirationsquellen.

Eines der aus dem Prado gewählten Werke ist das von Jusepe de Ribera gemalte Ölbild Jakobs Traum (1639) und zeigt eine Szene aus dem Alten Testament, welche die Geschichte Jakobs, dem Sohn von Isaak und Rebekka, erzählt, der von seinem älteren Bruder Esau aus Kanaan flieht. Des Nachts träumt Jakob von einer Leiter die das Diesseits mit dem Himmel verbindet. Mystifizierte Darstellungen göttlicher Eingebungen waren populär im 17. Jahrhundert im katholischen Europa, insbesondere in Spanien. Auf den ersten Blick scheinen diese Bilder die weltliche Sphäre zu zeigen als eine einzige Illusion, welcher man nicht traute und diese irgendwann zurück ließ mit der ganzen Körperlichkeit. Es kann durchaus auch so argumentiert werden, dass diese phantastischen Bilder die Welt als real bestätigen, da die Visionen sich immer in einem Körper offenbaren, der mit der Welt verbunden ist. Der Visionär kann durch die Eingebung eine stärkere Verbindung mit der Welt eingehen.

In gleicher Mannier setzt auch Oschatz ihre Figuren ein. In den Videos scheinen die Figuren verschwommene Illusionen zu haben und lassen sie entrückt wirken, doch agieren sie dennoch mit ihrem Handeln mit der Welt, was jedoch keine Bewältigung dieser gegenüber darstellt. In mehreren Zeichnungen und Ölbildern lässt Oschatz eine Figur in Positionen schlüpfen, die an den Prado-Meisterwerken angelehnt sind. Zusammen mit den Figuren in den Filmarbeiten nehmen sie Bezug auf sich selbst und interagieren mit unterschiedlichen Materialien.

Treten wir einen Schritt zurück und betrachten Julia Oschatz´ Arbeiten als Ganzes fühlt man sich daran erinnert wie Kunst als eine Möglichkeit verstanden werden kann, sich mit der Welt auseinander zu setzen. Sowohl als Künstler als auch als Betrachter sind wir fähig uns selbst in Relation zur Welt und ihrer Geschichte zu setzen.

Julia Oschatz (1970) hat an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach sowie an der Städelschule in Frankfurt/Main studiert. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Im November 2014 wird Julia Oschatz den Hannah-Höch-Förderpreis erhalten sowie eine Ausstellung im Berliner Kupferstichkabinett. Frühere Ausstellungen waren beispielsweise im Kemper Art Museum, Kansas City (USA), Kunsthalle Lingen (D) und Kunstverein Ulm (D).