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13.03.2021 - 27.08.2021
Eröffnung: 18.06.2021 19:30
Rede: PETER PEER, Leiter Neue Galerie Graz

JULIJE KNIFER. ANTI-MALEREI

Kuratierung: ANA KNIFER & MUWA-TEAM

JULIJE KNIFER notierte 1976 in seinen Tagebüchern, er habe „durch einen Reduktionsprozess die Anti-Malerei erreichen“ wollen, und zwar durch „ultimative Kontraste und einen finalen Rhythmus“. Der Künstler verwehrte sich gegen, über das Visuelle hinausgehende Interpretation seiner Werke: „Es gibt zwei extreme Minimalwerte - die weiße und die schwarze Fläche. Zwischen diesen beiden Polen liegen Mäander oder vielleicht andere Formen. Ich habe mich für den Mäander entschieden. Aber das ist keine Frage der Wahl, sondern einfach ein bestimmter Prozess. Um diesen Rhythmus zu bekommen oder ihn zu erreichen, blieb ich beim Mäander stehen.” Durch die Reduktion von sich wiederholenden Horizontalen und Vertikalen in nahezu ausschließlich Weiß und Schwarz entstehe eine Monotonie, die ihm Freiheit verschaffe und einen Rhythmus erzeuge. Chronologie und Entwicklung hatten für KNIFER hingegen wenig Bedeutung: „Für mich spielt die Zeit eigentlich keine Rolle und es ist unerheblich, wann ein Bild entstanden ist. (…) Ich verspüre kein Bedürfnis nach Fortschritt, weder in Bezug auf Qualität noch auf Quantität.“

Wie für sein bildnerisches Schaffen legte KNIFER vergleichbare Regeln für das Schreiben fest. „Neutral und klar“, „pur und direkt“ sollten die Texte sein, ihren „Flow und Rhythmus“ haben. Seine bildnerischen Variationen der Mäanderform fanden ihre Entsprechung in immer wieder variiert formulierten Regeln zur Textgestaltung wie eben auch für sein bildnerisches Oeuvre. Wiederholung und Rhythmus prägten damit gleichermaßen seine Texte und bildnerischen Arbeiten.

Die Ausstellung im MUWA wird von ANA KNIFER, der Tochter des Künstlers, gemeinsam mit dem MUWA-Team kuratiert, und zeigt vorwiegend Serien, beispielsweise „Regeln und Emotionen“ (1979), bestehend aus 20 Graphit-Zeichnungen auf Papier und die vierteilige Acrylbilder-Serie „Poliptih“ (1976).

JULIJE KNIFERS Kunst ist erneut im Museum der Wahrnehmung MUWA zu sehen: 2014 hat der kroatische Künstler IGOR EŠKINJA in seiner Ausstellung QUIXOTE eine Malerei sowie mehrere Skizzen und Zeichnungen von KNIFER seinen Arbeiten dialogisch gegenüber gestellt.

Weitere Arbeiten des Künstlers sind in einer umfassenden Personale seit Dezember 2020 in der Neuen Galerie Graz am Universalmuseum Joanneum zu sehen, die in Kooperation mit dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Zagreb stattfindet.

JULIJE KNIFER wurde 1924 in Osijek geboren. Er studierte von 1951 bis 1957 an der Kunstakademie Zagreb. 1959 gründete er gemeinsam mit weiteren Künstlern die Gruppe GORGONA, die sich abseits traditioneller Kunst vorrangig für künstlerische Autonomie einsetzte und den internationalen Austausch suchte. JULIJE KNIFER entschied gegen Ende seines Studiums durch einen Reduktionsprozess, von nun an ausschließlich Mäander-Formen künstlerisch umzusetzen, vorwiegend in Schwarz-Weiß, nutzte dabei jedoch unterschiedliche Dimensionen und Techniken. Der Künstler arbeitete vorwiegend in Serien, schuf ein umfangreiches Oeuvre von Malereien, Zeichnungen sowie Illustrationen und verfasste überdies auch zahlreiche Texte. JULIJE KNIFER zählt zu den bedeutendsten kroatischen Künstler*innen, mit zahlreichen Ausstellungen in Kroatien, Deutschland, Italien und Frankreich. 1973 nahm er an vier Ausstellungen der Künstlerbewegung Nove Tendencije (Neue Tendenzen) in der Galerie für zeitgenössische Kunst in Zagreb teil. 2001 vertrat JULIJE KNIFER Kroatien auf der Biennale von Venedig. Das Museum of Contemporary Art in Zagreb widmete ihm 2014 eine große Retrospektive. 2017/2018 würdigte das Haus Konstruktiv Zürich den Künstler mit einer umfangreichen Einzelausstellung. Seine Werke sind in bedeutenden internationalen Sammlungen vertreten, u.a. im Museum of Modern Art in New York und im Centre Georges Pompidou in Paris. 2004 verstarb der Künstler in Paris. Den Nachlass betreut seine Tochter ANA KNIFER.