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Das Märkische Museum Witten zeigt zum ersten Male in der Schausammlung Werke eines Künstlers der Gegenwart: Bilder des 1945 in Celle geborenen und in Düsseldorf lebenden Malers Jürgen Meyer. Spätestens seit seiner Teilnahme an der der documenta 9 im Jahr 1992 in Kassel genießt Meyers Werk internationale Reputation. Der Künstler zählt in seiner Generation zu den konsequentesten Vertretern einer aus der reinen Farbe entwickelten abstrakten Malerei.

Im Kontext mit Teilen der Schausammlung des Märkischen Museum treten die Bilder Jürgen Meyers in einen visuellen Dialog mit bedeutenden Positionen informeller Malerei, wie beispielsweise Peter Brüning, Karl Otto Götz oder Fred Thieler. Jedoch: Jürgen Meyer ist alles andere als ein Künstler des Informel, auch wenn seine Arbeiten augenfällig abstrakte Bilder sind: Sie verbindet das Streben nach einer Formensprache, die Impuls, Zufall und gestischen Automatismus einer gewissen rationalen Kontrolle unterwirft und in ein Malprogramm umsetzt, das hier nicht mehr reine Produktionsmethode ist, sondern bereits Interpretationsmethode. Damit ist jedes dieser Bilder eine Reflexion über die Malerei und ein malerischer Beitrag zu der Frage nach dem Sinn, den die Malerei und das Bild in unserer Zeit noch haben können. Letzten Endes stellt Jürgen Meyer sich die simple und pointierte Frage, wie nahe Malerei der Zeit sein kann. Und in der Umkehrung dieser Beobachtung erkennt man, dass sich sein Erkenntnisinteresse nicht auf den Gegenstand der Malerei richtet, sondern auf die Malerei als Gegenstand.

Die von Jürgen Meyer verwendeten Ölfarben beschränken sich auf die im Handel erhältlichen Grundtöne wie Grün, Wurmgrau, Rotorange, Violett, Weiß, Schwarz, als auch mit Feuchtschliffbronze angerührte Farben wie Kupfer, Silber oder Gold. Ende der neunziger Jahre entdeckt er für sich Harz, eine so genannte Malbutter, mit der er die Leinwand grundiert und die mit der Zeit eine warme gelbliche Farbigkeit annimmt. Dieses Material dient als „Gleitmittel“ für die verwendete Farbe und bildet durch den gelblichen Ton einen eigenständigen visuellen Bildbestandteil. Selten kommen bei Meyer mehr als zwei Farbtöne vor. Aufgrund des bewusst eingegrenzten Spektrums verwendeter Farbpalette liegt die Annahme nahe, dass Jürgen Meyer weniger am Kolorit selbst, als mehr an den Materialqualitäten der Farbstoffe interessiert ist. So ist diese Art der Verwendung sowohl der Malbutter als auch der Metallfarben einzigartig und steht in keiner Tradition. Meyer verlässt damit das durch künstlerische Konventionen abgesteckte Terrain: Er entwickelt malerische Versuchsanordnungen und Reihen, anhand derer er die visuelle Wirkung verschiedenartiger Materialität, wie auch die Wechselwirkung zueinander und zum Licht erprobt. Der Malerei der Gegenwart öffnet er auf diese Weise neue Möglichkeiten.

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Jürgen Meyer