press release only in german

„Was immer wir in Partenheimers Werken sehen, wir suchen darin nicht nach einem Abbild, sondern nach einer bildnerischen Entsprechung, in der das Leben selbst ästhetisch in Erscheinung tritt, denn erst durch das Ästhetische, durch eine auf sinnliche Wahrnehmung und sinnliches Verstehen zielende Formgebung, wird das, was erscheint, zur Kunst.“ (Uwe Wieczoreck)

Das Konzept der Ausstellung „Xenia“ von Jürgen Partenheimer in der Reihe „Zeitgenössische Kunst in der Antikensammlung“ der Kunsthalle zu Kiel thematisiert den Begriff der „Mimesis“ als Bild künstlerischer Identität und Haltung. „Das Thema behandelt die Sichtbarwerdung von Imaginiertem oder Empfundenen in der Vergegenwärtigung durch Erinnerung und bewusste Reflexion. Geschichte und Gegenwart, die Erschließung der Welt als Stoff der Kunst im antiken Weltbild sowie im zeitgenössischen Denken und Handeln stehen als gemeinsame Formulierung von Vorstellung und Wirklichkeit in zeitlosem Dialog.“, so der Künstler über sein Konzept.

Die Ausstellung in der Antikensammlung schafft Korrespondenzen auf ganz unterschiedlichen Ebenen: auf der Ebene abstrakter Geometrien und Raumlinien, auf der Ebene gattungsübergreifender Wahrnehmung und der Ebene von Original und Abbild. Dabei zeigt sich, dass Korrespondenzen epochenübergreifend funktionieren. „Die Originale und Kopien der Antikensammlung diskutieren eine Form der Anschauung, der die zeitgenössische Kunst antwortet, indem sie die Begriffe bei sich selbst überprüft“, sagt Jürgen Partenheimer: „Das Zeitgenössische setzt sich in Beziehung zur Sammlung und bewahrt gleichzeitig seine Unabhängigkeit.“ In Annäherung an die Ausstellung bedeutet das: Die Markierung der Räume in der Antikensammlung, das Nebeneinander des Fremden im Ähnlichen – des Historischen neben dem Zeitgenössischen - schärft das Bewusstsein für unterschiedliche Ausdrucksformen verwandter Inhalte, erzeugt Energien vergleichender Wahrnehmung und erörtert die erlebbaren Räume und das Raumwissen der Kunst. Der Besucher der Kieler Ausstellung findet sich dabei an das Konzept des Kieler SEE HISTORY erinnert, das, die herkömmlichen Methoden der Kunstgeschichte hinterfragend in eine besondere Sehgewohnheit einübt, die eher assoziativ ist und Raum für Grenzgänge zwischen den Künsten und Epochen lässt.

Der griechische Begriff „Xenia“ als Titel der Ausstellung eröffnet im Sinne der „Gastfreundschaft“ der zeitgenössischen Kunst einen neuen Raum in der Antikensammlung und ermöglicht ein imaginäres Gespräch über Formen und Inhalte der Bilder und Skulpturen. Die Kunsthalle zu Kiel freut sich, dieses besondere Projekt, das eine Kooperation zwischen Muthesius Kunsthochschule, „Chiffren. Netzwerk Neue Musik“ und „cultur ireland“ sowie dem irischen Komponisten Kevin Volans schafft, in Partnerschaft mit der Antikensammlung Kunsthalle zu Kiel realisieren zu können.

Gedanklich eingebettet ist dieses interdisziplinäre Projekt in das Symposion „Erlebbare Räume“, das von der Muthesius Kunsthochschule (in personam Prof. Dr. Petra Maria Meyer, Professorin für Kultur- und Medienwissenschaften und Prof. Dr. Ludwig Fromm, Professor für Raumstrategien) vom 19. bis 21. November veranstaltet wird. Eintritt frei, Beginn: Donnerstag, 19. November 16 Uhr, 20. und 21. November jeweils ab 10 Uhr.

Eingebunden in dieses gattungsübergreifende Projekt ist die Ausstellung „Jürgen Partenheimer: Xenia“ (Eröffnung: Donnerstag, 19.11. 20 Uhr) in der Antikensammlung, die in Kooperation mit der Kunsthalle zu Kiel (Dr. Dirk Luckow, ehemaliger Direktor der Kunsthalle und Dr. Joachim Raeder). Im Rahmen des Symposions „Erlebbare Räume“ der Muthesius Kunsthochschule findet zudem das Ausstellungskonzert „The Partenheimer Project“ (Beginn: 20.30 Uhr) von Kevin Volans statt, das in Kooperation mit chiffren (Dr. Friedrich Wedell) realisiert wird. Es handelt sich in dieser Konstellation um eine deutsche Erstaufführung. In dem Eröffnungskonzert schafft der irische Komponist Kevin Volans mit dem 2008 für das Kunstmuseum Bonn und die IKON Gallery Birmingham komponierten Musikstück „The Partenheimer Project“ eine besondere Korrespondenz zwischen moderner Musik und zeitgenössischer Kunst und verbindet damit das Erleben abstrakter Malerei mit konkreten räumlichen Musikvorstellungen. In der facettenreichen Anlage des kunstübergreifenden Projekts werden Synergien und Resonanzen geschaffen, die einen vielschichtigen Schwebezustand zwischen der Antike und der Gegenwart, zwischen zeitgenössischer Kunst und moderner Musik sowie zwischen Anschauung und Abstraktion schaffen.

Zu sehen sein werden in der Antikensammlung der Kunsthalle ausgewählte Arbeiten von Jürgen Partenheimer, die Kevin Volans zu dem Projekt inspiriert haben. Volans erinnert sich an die erste Begegnung mit den Arbeiten Partenheimers: „Als ich zum ersten Mal mit Partenheimers Werk in Berührung kam, war ich von der Vertrautheit mit seinen Bildern begeistert. Ich kannte diese Arbeit, irgendwie fühlte ich, dass sie immer dagewesen war.“, so der Komponist über die Begegnung mit dem Schaffen des Künstlers. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Partenheimers wurde für Volans zum Ausgangspunkt für dieses Experiment. Im Ausstellungsraum der Antikensammlung in der Kunsthalle zu Kiel werden drei Ensembles platziert sein, die zwar gleichzeitig hörbar, aber nicht zugleich sichtbar sind. Das dreiteilige Orchester spielt drei Stücke, die sich auf die ausgestellten Arbeiten von Jürgen Partenheimer beziehen – auf seine Gemälde, die Arbeiten auf Papier und die Skulpturen.

Das Werk Partenheimers, der sich einst selbst als „Kartographen einer imaginären Welt“ bezeichnete, wird somit in einen neuen formalen Kontext fort gesetzt: Die statische Bilderwelt wird gemeinsamen mit der prozessualen Dynamik von Musik als Zeitkunst in ein neues Gefüge von Räumlichkeit übertragen, die sich auf mehreren Ebenen abspielt. Durch das energetische Wechselspiel der Künste sollen die Ausstellungsbesucher dazu animiert werden, der Ausstellung nicht nur von Bild zu Bild, sondern genauso der Intensität der Musik von Ensemble zu Ensemble zu folgen, aber auch Bezüge zwischen den beiden Künsten herzustellen.

only in german

Jürgen Partenheimer - Xenia