press release only in german

Die Galerie Hohenlohe bringt in ihrer aktuellen Ausstellung zwei künstlerische Positionen zusammen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. Während Strohmaiers Arbeiten vielfach von der Bewegung im Raum und dem Spiel mit der Wahrnehmung leben, präsentiert Wachsmuth meistens einen Zustand oder ein Detail, dem man zunächst etwas ratlos gegenübersteht. Inhaltlich und formal verschieden, weisen die beiden jedoch von der methodischen Herangehensweise Parallelen auf: Sie abstrahieren von Vorhandenem: Für Strohmaier dient Natur, für Wachsmuth Historie als Vorlage, von der ausgehend die Frage nach der Strukturierung von sozialen Räumen gestellt wird. Welche Beziehungen gehen Menschen durch ihr Agieren zum Raum ein und wie werden Räume veränderbar? Beide Positionen verhandeln einen aktiven Umgang mit Raum. Raum wird hier nicht statisch, als eigene Realität gesehen, sondern als Folge menschlichen Handelns.

Jutta Srohmaiers Arbeit trägt den Titel "Im Dickicht", nicht "Dickicht", und zeigt somit, dass es im Grunde nicht so sehr um das Dickicht an sich geht, sondern um eine Verortung, um die Einschreibung im Raum. Dieser Raum konstituiert sich über die Platzierung von Objekten in der Dunkelkammer, im konkreten Fall von Astbündeln, welche durch Bewegen der Objekte und neuerliche Belichtung eine "mehrdimensionale Matrix" bilden. Die so entstandenen Fotogramme haben keine raum-zeitliche Kongruenz und definieren eine eigenständige Bildrealität. Dem gleichnamigen Video fehlen ebenso eindeutig räumlich wie zeitlich zuordenbare Parameter. Aus fotografischen Einzelbildern zusammengesetzt und digital bearbeitet, entzieht sich dieser Trickfilm einer eindeutigen Raumerfahrung. Der durchmessene Handlungsraum scheint zu zerfallen, transformiert sich, wird überlagert, um sich gegen das Blau des Himmels hin aufzulösen. In Jutta Strohmaiers künstlerischer Praxis kann man ein Nebeneinander von Vertrautem und Nicht-Vertrautem spüren, sie changiert dabei zwischen mehreren Dimensionen der Darstellung und wechselnden Medien.

Simon Wachsmuths Kunst hat keine Farbe, sie ist zurückhaltend und sparsam bei gleichzeitiger inhaltlicher Komplexität. Seine "Baustelle" besteht aus schwarz und weiß lackierten Holzlatten, allesamt ordentlich und sauber gestapelt sowie aus einem Video, das animierte Bilder von Baustellen zeigt, die ebenso auf einen schwarz-weiß Kontrast reduziert sind. Die Arbeit, so der erste Eindruck, ist entweder noch nicht abgeschlossen, im Gegenteil, sie muss erst begonnen, das Gerüst erst noch gebaut werden oder die 30 Latten sind das, was von einer Baustelle übrig geblieben ist. Vielleicht wurden sie einfach vergessen oder zurückgelassen und werden alsbald von zufällig vorbeikommenden Personen mitgenommen und als Schreibtisch oder Regal verwendet. Wie dem auch sei, die Baustelle ist ein transitorischer Ort, eine Art Zwischenraum, der Neues ermöglicht. Wie alle Arbeiten Simon Wachsmuths ist die Baustelle irgendwo dazwischen, wenn man so will ein Dispositiv, eine Vorrichtung, die eine Anwendung erlaubt, die weitergedacht und -entwickelt werden kann. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Presestext

only in german

Jutta Strohmaier, Simon Wachsmuth