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Kairo. Offene Stadt beleuchtet die Rolle der Bilder innerhalb der fortdauernden ägyptischen Revolution, vom Ausbruch des arabischen Frühlings bis heute. Die Ausstellung geht von den unterschiedlichsten Praktiken der zeitbasierten Medien Foto und Video aus, von den Aufnahmen der Fotojournalisten, von den Mitschnitten der Aktivisten und »Bürgerjournalisten«, von den Dokumenten, die Künstlerinnen und Künstler gesammelt haben.

In besonderer Weise hat die Fotografie unsere Vorstellung von einer Zeugenschaft der Bilder geprägt. Im digitalen Zeitalter und in dem spezifischen Kontext der ägyptischen Revolution stellen sich neue Herausforderungen und Chancen für diese Zeugenschaft der Bilder: das omnipräsente Auge der digitalen Apparate, neue Distributionswege der Bilder und alternative Berichterstatter. So gibt diese Ausstellung nicht nur einen Einblick in die Freiheitsbewegungen der arabischen Welt, sie schreibt auch ein neues Kapitel in der Geschichte der Bilder.

Ist die Zeugenschaft ein zentraler Begriff dieses Wandels, so waren es doch nicht in erster Linie die sozialen Netzwerke ( Facebook ), sondern die angestaute Verzweiflung und der Mut der Menschen auf der Straße, welche diesen Wandel herbeigeführt haben. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Intentionen hinter den Aufnahmen: Wer und was spricht aus diesen Bildern?

Kairo. Offene Stadt ist eine experimentelle Ausstellung, denn sie repräsentiert keinen abgeschlossenen Vorgang, sondern erhebt vielmehr das Offene des politischen Prozesses zum formalen Prinzip. Die umfangreiche Ausstellung ist in einzelne Kapitel und Stationen gegliedert, die von verschiedenen namhaften Persönlichkeiten der Kairoer Kunstszene kuratiert werden, darunter die die Künstlerinnen Lara Baladi und Heba Farid, die Fotografen Thomas Hartwell und Tarek Hefny, die Künstlerin Jasmina Metwaly, der Journalist Philip Rizk, die Journalistin Rowan El Shimi, die Kuratorin Alexandra Stock und die Blogger Ahmad Gharbeia und Alex Nunns.

Diese unterschiedlichen Stationen führen zu einem Dialog der Bilder, zu einem Nebeneinander aber auch Gegeneinander der verschiedensten Bildformen und Haltungen: Die Cover-Bilder von Zeitungen stehen neben den Bildstrecken im Blog, die Ikonen der Ereignisse neben den ungesehenen Bildern der Menschen von der Straße, die Bilder der Märtyrer neben langfristigen Dokumentarprojekten. Nachdem noch 2011 viele Künstlerinnen und Künstler abwartend auf die neue Situation reagiert und ihre Rolle eher als Aktivisten auf der Straße gesehen haben, entstehen nun eine Reihe von Arbeiten, in denen ebenfalls eine Haltung der Zeugenschaft zum Ausdruck kommt - nur eben mit anderen formalen Mitteln als die journalistischen Aufnahmen der Tagesereignisse.

Zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Peter van Agtmael, Lara Baladi, Taha Belal, Denis Dailleux, Osama Dawod, Kaya Behkalam, Johanna Domke & Marouan Omara, Hala Elkoussy, Mohamed Ezz, Nermine Hammam, Ahmed Kamel, Nadine Khan, Alex Majoli, Jasmina Metwaly, Chris Michalski & Sebastian Stumpf, Philip Rizk, von Fotojournalisten der Zeitung El Shorouk und Fotografen der Agentur Magnum, zahllosen Aktivisten und »Bürgerjournalisten« vom Tahrir-Platz sowie von jungen ägyptischen, deutschen und französischen Künstlerinnen und Künstlern.