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Kalin Lindena, 1977 in Hannover geboren, studierte von 1997 bis 2004 bei Walter Dahn an der HBK Braunschweig. 2004 erhielt sie das Stipendium Schloss Ringenberg. 2005 das Arbeitsstipendium ‚junger westen’. Sie lebt zurzeit in der Nähe von Düsseldorf.

Kalin Lindenas Arbeiten muten wie Bild gewordene Erzählung an. Gläserne Rittermasken, zarte Papiergebilde in leuchtenden Farben und breit angelegte Landschaftsbilder ergreifen Besitz vom Raum, schreiben ihm eine Geschichte ein, die sich vor dem Auge des Betrachters aus dem Dialog der einzelnen Arbeiten untereinander entwickelt.

Ausgangspunkt der Ausstellung war Paul Klees Bild Der Schöpfer. Von dort stammen die schwebenden Figuren aus der großen Papierarbeit Um Ein Tanz, deren Rhythmus dem Tanz genauso nahe steht wie dem Kampf. Ihre Masken haben ein selbständiges Leben entwickelt und fanden Eingang in die große Gruppe der Glasarbeiten. Schon im letzten Jahr war ein Tanzfilm mit dem Titel Beim Namen entstanden.

Unter den zahlreichen Motiven in der Ausstellung nimmt das Bild Mit Flatterstimme lässt sich Pflege verstehen eine besondere Stellung ein. Die bemalte Tischplatte verrät wie ein Schlüsselbild die Titel aller Arbeiten aus der Ausstellung Um Ein Tanz. Diese stützen Säulen gleich ein ins Ornamentale übertragenes Kreuzgratgewölbe. Auf einer malerischen Ebene ergibt sich daraus unweigerlich ein Bezug zum Abstrakten Expressionismus, dessen Farbigkeit sich im eingefügten filigranen Aquarell wieder findet. Die kristallinen Strukturen gotischer Architektur gepaart mit den für diese Epoche typischen Glasfenstern, die in Lindenas unbetitelten Glasmasken aufscheinen, geben der Inszenierung etwas Überzeitliches. In ihnen fließen Vorstellungen, die sich bei deren Betrachtung entwickeln, Stimmungen oder Erinnerungen in den Versuch über Darstellungsformen zusammen. Wie häufig bei Lindena kann man die Arbeiten auch als Tribut an bestimmte Orte oder Personen verstehen. So blieb ihr Aufenthalt im Schloss Ringenberg, wo sie noch immer ein Atelier hat, nicht ohne Einfluss.

Diese im Kern mittelalterliche Anlage stellt sich heute als im 19. Jahr-hundert überformte Zentralarchitektur da. Originale Ausstattungsmerkmale blieben erhalten, erhielten aber die idealistische Prägung norddeutscher Romantik. Tatsächlich gilt Lindenas Interesse schon länger den Künstlern dieser Epoche. In selbstverständlichem Sampling mischen sich nun Themen dieser ersten reflexiven Epoche mit Motiven des deutschen Expressionismus, die Lindena wie selbstverständlich mit verschiedensten zeitgenössischer Techniken aus Hobby- und Handwerkskultur mischt. Gänzlich unsentimental koppelt sie dergestalt die Kunstgeschichte mit der Gegenwart rück, überführt sie in eine Ästhetik, die noch ihren Ursprung im Graffiti erkennen lässt, und bindet sie in neue Zusammenhänge ein.

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Kalin Lindena "Um Ein Tanz"