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Der Titel einer der wohl bekanntesten Zeichnungen Leonardo da Vincis wurde fuer eine Ausstellung eingesetzt, die am 22. Januar 2005 im Hinterconti in Hamburg eroeffnet. Ausstellende sind vier Kuenstler, die sich waehrend des Studiums an der Duesseldorfer Akademie kennenlernten: Benjamin Bohnsack, Jan Kaemmerling, Dirk Loiberzeder und Stefan Schneider.

Benötigen wir einen Kanon? Welchen Kanon, wenn nicht den eigenen, kann man akzeptieren? Welche Autorität sollte diesen vorgeben? Wir wissen, dass ein Kanon existiert, nämlich ein Kanon der Massen. Es wird zwar das Fehlen eines solchen häufig beklagt, doch was muss als Stoff zur Unterhaltung dienen? Sicherlich nichts unerwartetes für einen etwas Informierten. Wir arbeiten alleine. Ein jeder hat seinen eigenen Weg eingesschlagen.

Immerhin: Wir brauchen keinen Kanon, und wir brauchen erst recht keinen als kleine Gruppe, ebensowenig benoetigen wir uns gegenseitig. Uns führt unser Unverständnis zusammen. Was uns verbindet, ist ein gegenseitiges Unverständnis für die Arbeit der anderen. Was gibt es anderes zu verfolgen als die eigene Vision? Unzählige miteinander verbrachte Nächte, die durch Alkohol eine Verbrüderung hätten ermöglichen können vergingen, doch die Ratlosigkeit blieb. Warum hatten wir keinen gemeinsamen Gegenstand, den wir anvisieren konnten, um als Avantgarde gemeinsam loszustechen?

Kann man Kriterien zur Beurteilung von künstlerischen Arbeiten anführen, die aussagekräftiger sind als z.B. Charakterisierungen der Arbeitshaltung ( Nicht: konsequent, aggressiv, feinfühlig, schmeichlerisch) ? Was ist notwendig? Und - Brauchen wir das, was von uns getan wird? Der eine sucht einen Weg, etwas nicht-rationales erfahrbar zu machen. Beim anderen entstehen aus der Beobachtung geradezu unimpressionistische Bilder. Der dritte offenbart eine Vertiefung in das Opulente der Farben. Und der letzte will die menschliche Mechanik ergründen. Dies muss man zusammen fügen.

Nichtsdestotrotz hegt ein jeder den Verdacht, dass die Anderen so falsch nicht liegen können. Was vereint uns nun? Der Titel "Kanon menschlicher Proportionen" passt zu unserer Ausstellung: Ein jeder stimmt auf seine Weise in ein Liedchen ein. Die Kuenstler arbeiten nicht miteinander, dies ist das Ausstellungskonzept. Vielleicht oder auch nicht sind, nach Arnold Schoenberg, die Dissonanzen die ferner liegenden Konsonanzen.

Pressetext

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„Kanon menschlicher Proportionen“
Dirk Loiberzeder, Jan Kämmerling, Stefan Schneider, Benjamin Bohnsack