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umfangreiche Einzelausstellung in Köln: KARL FRED DAHMEN (Stolberg 1917 – 1981 Preinersdorf) Malerei, Materialbilder und Objektkästen - anlässlich seines 30. Todestages

Am 12. Januar diesen Jahres jährte sich der 30. Todestag des 1917 in Stolberg bei Aachen geborenen Künstlers Karl Fred Dahmen. Dahmen gilt als eine der profilierten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegskunst und seine Arbeiten sind in den Sammlungen fast aller namhaften Museen in der Bundesrepublik vertreten. Auch international stieß seine Arbeit auf Interesse; Werke befinden sich in zahlreichen Museen in Europa und in den USA. Dahmens erfolgreiche und international beachtete künstlerische Laufbahn in den 60er und 70er Jahren wurde leider viel zu früh beendet - der Künstler verstarb bereits im Alter von 63 Jahren in Preinersdorf im Chiemgau in Folge eines Gehirntumors.

Die Galerie Boisserée hat sich in den letzten 20 Jahren immer wieder intensiv mit dem künstlerischen Werk K.F. Dahmens auseinandergesetzt. Thomas Weber erstellte 2003 das Werkverzeichnis in zwei Bänden, welches 1637 Arbeiten auf 1192 Seiten in fast 1100 farbigen Abbildungen präsentiert. Zum 30. Todestag zeigt die Galerie Boisserée nun eine retrospektiv angelegte Präsentation in einer umfangreichen Einzelausstellung mit über 60 Werken. Auch wenn Dahmens Frühwerk nachhaltig mit dem Begriff des deutschen Informel verbunden ist, so macht die Ausstellung deutlich, dass der Künstler im Anschluss an die so genannte terrestrische Zeit auch in den 60er und 70er Jahren im Chiemgau ein beachtliches Werk geschaffen hat, welches an Singularität und Eigenständigkeit ebenso spannend ist wie die von Sammlern so geschätzte Werkphase zwischen 1958 und 1964. Dieses wird in der Ausstellung mit wichtigen Beispielen aus dem Bereich seiner Materialbilder und Objektkästen belegt.

Beginnend mit frühen, von der École de Paris beeinflussten abstrakten Arbeiten der 50er Jahre (Kat. Nr. 1) liegt ein Schwerpunkt der Ausstellung auf den informellen Arbeiten der Stolberger Zeit, die u.a. vom Eindruck der Tagebaulandschaft seiner Stolberger Heimat beeinflusst waren. Dahmen war ein Künstler, der sich immer mit dem beschäftigte, was unmittelbar um ihn herum zu sehen war. Er setzte in einer sehr authentischen Art und Weise wahrgenommene Gegenständlichkeit in abstrakte Malerei um. "Ich male keine Landschaften, sondern ich mache sie" - war sein Motto. In der Ausstellung befinden sich zahlreiche Materialbilder auf Leinwand oder Collagen aus Papier aus dieser von Sammlern gesuchten "terrestrischen Periode" des Künstlers (Kat. Nr. 20 und Nr. 17). Zur gleichen Zeit beginnt K.F.Dahmen mit seinen so genannten Montagebildern, wo er in die Malerei zunehmend Materialien wie Holz, Leder, Metalle und Fundgegenstände des Alltages oder aus dem Sperrmüll als Collage integriert und damit eine neue formale Organisation der Bilder ankündigt. In der Ausstellung befindet sich z.B. das "Montagebild mit Korsett" (Kat. Nr. 28) oder das "Montagebild mit 3 Ölpäckchen" von 1965 (Kat. Nr. 23). 1967 übernimmt K.F.Dahmen den Lehrstuhl für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München und zieht in den Chiemgau. Dieser Ortswechsel hat elementaren Einfluss auf sein künstlerisches Werk. Er hat zunächst Schwierigkeiten mit seiner neuen Umgebung, stellt sich aber diesem Anspruch, und es entstehen Materialbilder und verglaste Objektkästen, die sich mit der angetroffenen Landschaft, den Materialien auf seinem alten Bauernhof und den Eindrücken in seinem Arbeitsalltag auseinandersetzen. Gerade die bis 1975 entstandenen, verglasten Objektkästen zeigen sein ausgeprägtes formales Bewusstsein, seinen Sinn für formale Reduktion und Spannung in einer Balance von Intellekt und Intuition. Die Ausstellung zeigt zahlreiche dieser unverwechselbaren Objektkästen. Dahmen setzt hier Fundsücke des Alltages in einen neuen Zusammenhang, er baut Eindrücke von Landschaften oder persönliche Erlebnisse in diese Kästen, baut grüne Polsterkissen, die an die Form der Hügel der Hochmoore im Chiemgau erinnern (Kat. Nr. 31), baut helle "Galgenkästen" (die daran erinnern, dass den ganzen Winter lang die Kühe im Stall an Stricke angebunden sind (Kat. Nr. 30)). Mit diesen Objektkästen will er aber weniger Geschichten erzählen, sondern sie vielmehr provozieren. In der Ausstellung besonders hervorzuheben ist die Arbeit "Maskuline Legende" (Kat. Nr. 38), "Chiemgau-Legende" (Kat. Nr. 36) oder "Aggression" (Kat. Nr. 39). Die in diesem Zusammenhang wohl wichtigste großformatige Arbeit ist der über 2 m hohe "Objektkasten grün 3 Flaschen" (Kat. Nr. 45), der in der letzten großen musealen Retrospektive in der Modernen Galerie des Saarland-Museums Saarbrücken 1985 ausgestellt worden ist. Das relativ zarte und sensible malerische Spätwerk des Künstlers wird gerne als "Kammermusik" im Gesamtœuvre des Künstlers bezeichnet, seine Arbeiten werden zarter und subtiler, es entstehen die horizontal gegliederten "Furchenbilder" auf Leinwand, von denen besonders eine großformatige, über 2 m breite Arbeit aus dem Jahr 1978 einen dominanten Platz in der Ausstellung einnimmt (Kat. Nr. 48). Parallel dazu entstehen zarte, monochrom gehaltene Zeichnungen auf Papier, die ebenfalls durch horizontal verlaufende Linien und ab 1978 - wie die Arbeiten auf Leinwand - zusätzlich durch chiffreartige Kürzel gekennzeichnet sind (Kat. Nr. 53).

Die umfassende Einzelausstellung in der Galerie Boisserée versucht, einen repräsentativen Überblick über das künstlerische Werk von K.F.Dahmen zu vermitteln, dessen Arbeit in den letzten Jahren wieder zunehmend, gerade auch von jüngeren Sammlern, Beachtung geschenkt wird. Es wäre wünschenswert, wenn diese Ausstellung Anstoß dafür sein könnte, eine längst fällige und in großem Rahmen angelegte Retrospektive des Künstlers in einem deutschen Museum zu zeigen, um das imposante Werk K.F. Dahmens wieder einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu bringen.

Zur Ausstellung der Galerie Boisserée erscheint ein Katalog mit einem Vorwort von Johannes Schilling mit 72 Seiten und 55 meist farbigen Abbildungen (Euro 10 inklusive Versand im Inland). Alle Exponate können während der Ausstellung auf der Homepage www.boisseree.com angesehen werden.

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