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Die kestnergesellschaft präsentiert in einer umfangreichen Einzelausstellung neue Werke der schottischen Künstlerin Karla Black (*1972 in Alexandria, Schottland). Die Bildhauerin schafft im Obergeschoss der kestnergesellschaft raumgreifende Skulpturen aus Materialien wie Tesafilm, Farbkreide, Badekugeln, Holzspänen und Erde.

Karla Black ist bekannt für ihre Verwendung von ungewöhnlichen Materialien wie Kosmetika und Toilettenartikel: Lippenstift und Nagellack, Mascara und Deodorant, Haar- und Bräunungsspray werden von ihr als malerische und skulpturale Bestandteile eingesetzt. Diese Produkte benutzt sie weniger zur Verschönerung der Arbeiten, sondern durchaus als unkontrollierbares oder destruktives Element. In der Folge werden abstoßende und ansprechende Komponenten gegeneinander ausgespielt, Form und Formlosigkeit gehen ineinander über. In der kestnergesellschaft entstehen Skulpturen mit Tesafilm, die Karla Black in Streifen von der Decke installiert, einerseits minimal und pur als Readymade, andererseits individuell und expressiv mit Fingerabdrücken der Künstlerin. Auch werden Arbeiten aus Zellophanblättern gefertigt, die Black vorher anfasst oder über die sie drüber läuft. Die nachfolgend aufgetragene Farbe bleibt nur an den fettfreien Stellen kleben, das heisst dort, wo keine Berührung stattgefunden hat. Die Vorgehensweise verdeutlicht wie sehr Blacks Skulpturen der Performance nahe stehen: Der Körper wird als gestalterisches Mittel eingesetzt, der direkte oder indirekte Spuren hinterlässt.

Durch die Verwendung von Pastelltönen wie rosa, türkis und hellgelb werden Karla Blacks Arbeiten oft fälschlicherweise als dezidiert feminin wahrgenommen. Allerdings geht es der Künstlerin nicht um feministische Anliegen, sondern um die Obsession Material zu gestalten. Trotz der scheinbaren Zufällig- und Leichtigkeit ihrer Materialien werden die Arbeiten über Wochen mit präzisen Handgriffen vor Ort gefertigt. Inhaltlich erinnern die Skulpturen an nuancenreiche Landschaften, Dekorationen und Konfekt. Karla Black greift die Motive und die Palette der Impressionisten genauso auf wie die Reduktion der abstrakten Malerei. Die Installationen sind nie eindeutig figurativ, sondern entfalten eine elegante Balance zwischen Abstraktion und Expression, zwischen Konstruktion und Destruktion.

Karla Black vertrat Schottland bei der Biennale von Venedig (2011) und war für den Turner Prize nominiert. Sie hatte Einzelausstellungen u. a. im ICA in Philadelphia (2013), im Gemeentemuseum in Den Haag (2013), im Dallas Museum of Art (2012) und im Migros Museum in Zürich (2009). Black ist in bedeutenden internationalen Sammlungen vertreten wie der Tate Modern, dem Guggenheim Museum sowie dem Hammer Museum in Los Angeles. Führende Kunsthistoriker wie Briony Fer (University College London) haben über ihre Arbeiten publiziert.

Es erscheint ein Ausstellungskatalog mit einem Essay von Carol Armstrong (Yale University) und einem Interview von Barry Schwabsky (Kunstkritiker u. a. für New York Times).

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Künstler:
Karla Black