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Gespräch mit Karoline Walther über die Ausstellung Tico Feos Gitarre

Deine Zeichnungen zeigen rätselhafte Orte. In vielen deinen Arbeiten sieht man Fragmente modernistischer Architektur, gezeichnet mit feinem Bleistiftstrich, die von Landschafts- und Naturelementen und von flirrenden Farbschleiern aufgelöst werden. Welche Impulse sind wichtig, damit du deine „Bildwelten“ findest?

Die Bilder kommen aus ganz verschiedenen Welten. Ein Anfangspunkt kann in einem Buch liegen, dass ich gelesen habe oder in einer Geschichte, die ich selbst schreibe. Manche Anfänge liegen auch in Bildern, die ich im Freien gezeichnet habe. Oft mache ich aber keine Skizzen, sondern schreibe ganz genau auf, wie ich mir ein Bild vorstelle. Das Geschriebene lese ich immer wieder während ich an einer Zeichnung arbeite, ebenso Passagen aus für mich wichtigen Büchern. Den anderen Anfangspunkt der Arbeiten bildet oft eine formale Idee, ein malerisches Problem, dass ich lösen will. Manchmal dauert es lange, bis ich zu einem Motiv die spannende formale Idee habe oder auch umgekehrt. Das fertige Bild ist dann die Summe von gesehenen Motiven, von selbst geschriebenen und gelesenen Geschichten und von bildnerischen Ideen. Im Winter bin ich beispielsweise immer zum Schwimmtraining gefahren wenn es langsam dunkel wurde. Das Schwimmbad liegt zwischen Bäumen auf einem freien Feld. Ich habe es dann schon aus der Ferne gesehen wie es leuchtet. Das war zum Beispiel der Anfang der Arbeit "Silbersee". Bei den Laternenbildern kam die erste Idee aus dem Buch "Grüner Baum in Flammen" von Kenzaburo Oe. Dort beobachtet die Erzählerin wie Männer mit Laternen auf der gegenüberliegenden Seite des Tals einen bewaldeten Hügel emporsteigen und sie beschreibt, wie sich die Lichter zwischen den Bäumen bewegen.

Deine Arbeiten lassen sehr viel mentalen Spielraum für den Betrachter, indem sie mit dem Fragmentarischen spielen. Sie erzeugen dabei eine große Spannung zwischen Figuration und Abstraktion, Kontrolle und Chaos. In deinen neuen Arbeiten tauchen vermehrt Buchstabenfragmente auf. Würdest du deine Arbeiten mit Erzählungen vergleichen?

Es interessiert mich nicht in erster Linie eine besondere Geschichte zu erzählen. Meine Arbeiten sind eher wie ein Punkt, von dem aus viele Erzählungen losgehen können. Ich will einen Punkt erreichen, in dem das Bild formal interessant ist, poetisch wird und Geschichten erzählt, dass es sich hin und her bewegt zwischen beiden Polen.

Was verbindet die Arbeiten der Ausstellung „Tico Feos Gittare“ und was hat es mit dem Titel auf sich?

Tico Feo kommt aus einer Geschichte von Truman Capote, sie heißt "Die Diamantengitarre". Tico Feo taucht eines Tages als Gefangener in einem Straflager in den Wäldern auf. Er hat seine Gitarre bei sich, die über und über mit bunten Glassteinen besetzt ist. Mit seiner Ankunft beginnen sich die Gefangenen und ihre Beziehungen untereinander, die Wärter und der ganze Ort zu verändern. Die Bilder in der Ausstellung sind sehr verschieden. Es verbindet sie keine Erzählung sondern eine bestimmte Konzentration. Die Geschichte von der Diamantengitarre ist einer der Anfänge, der hinter den Bildern liegt.

Karoline Walther (1976) hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Prof. Helmut Dorner studiert. Ihre Arbeiten waren zuletzt im Palazzo Liestal in der Schweiz zu sehen. Bis zum 2. Oktober wird Karoline Walther in den Gruppenausstellungen „Röhrender Hirsch am Bergsee“ in der Halle für Kunst in Uri (CH) und bis zum 23. Oktober in der Ausstellung „Drift“ in der Paraplufabriek in Nijmegen (NL) vertreten sein.

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Karoline Walther: Tico Feos Gitarre