Bethang

BETHANG - Fusion der Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen
Nuremberg

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artist / participant

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mister_saigon - kleiner abschlussbericht einer sommerlichen performance

liebe förderer des projekts, liebe kunstinteressierte freunde nach 350 km radfahren bin ich mit meinem begleiter dietmar böhm, der die meisten der ca. 250dokumentationsfotos geschossen hat, wieder an unserem ausgangspunkt der tour im "hotel amjakobsmarkt" eingetroffen.es war ein besonderes erlebnis fünf tage quasi im mittelpunkt der öffentlichen aufmerksamkeitzu stehen. denn es ist schwer vorstellbar, was ich doch mit so einfachen mitteln wie einemreisstrohhut, der von vietnam über leipzig in meine hände gelangte, und einer 1,5 meter hohen pflanze auf dem gepäckträger für aufsehen erregte. dies bestätigte wieder die theorie meinesprofessors an der akademie der bildenden künste nürnberg, georg karl pfahler, dass kunst immerästhetisches neuland betreten muss und mit den bürgerlichen vorstellungen zumindest visuellbrechen sollte. so hat >mister_saigon< auch den üblichen kunstrahnmen verlassen (wie den"whitecube") und so auf seine weise sehr viele menschen erreicht. vielleicht so ca. 6.000 - 10.000betrachter, also wesentlich mehr wie viele ausstellungen zeitgenössischer kunst in relation zu den veranstaltungstagen. die reaktionen waren denn auch vom "bösen blick" über verwundertes staunenbis zu entrücktem lächeln und lachen und lautem zurufen über die strasse hinweg sehr unterschiedlich.und es war dabei völlig egal ob man durch das "multikulturelle" nürnberg oder ein "kuhdorf" auf demland gefahren ist >mister_saigon< hatte also mindestens drei inhaltliche ebenen:die erste eben ist die tatsache das fahrrad als transportmittel grösser gegenstände zu verwenden. dies ist ja hauptsächlich in asien üblich. asien steht hier jedoch nur bildhaft als beispiel für einfachirgendeinen kulturraum, denn es sollte aufgezeigt werden, was passiert, wenn sich kulturelle tradi-tionen aus ihrem angestammten gebiet in eine anderes bewegen. dadurch, dass ich als "weisser"im gebiet der "weissen" so herumgeradelt bin, hat die performance sicherlich auf eine positive oftja sogar lustige art und weise unbewusst zu einer neuen wahrnehmung beim betrachter geführt.das weltbild vieler menschen wurde verändert, denn schliesslich fand di etour ja nicht zur faschingszeit statt. dadurch, dass ich als "weisser" die kulturellen eigenheiten uns hier fremd erscheinender men-schen übernommen habe, ist es mir doch zumindest teilweise gelungen den menschen für einenwinzigen bruchteil einer sekunde die angst vor überfremdung zu nehmen und kollektive wahrnehmungs-und verhaltensströme positiv zu beeinflussen, vergleichbar mit dem alten bild des steinwurfes ineinen stillen see.die zweite ebene der aktion war natürlich das riesenchinaschilf, das ich transportiert habe. hier wurden an den übergabestellen der von mir gestalteten hinweisschilder äusserst interesante ge-spräche geführt über das energiewirtschaftliche autarkt sein der bauern, über naturvorgänge wiewinter, über die frage welcher nachwachsende rohstoff hat welche vor und nachteile (z.b.nebenmiscanthus auch hanf und raps) usw.die dritte ebene war der touristische und europapolitische:hier sei nur genannt, dass wir eine völlig neue radroute entwickelt haben, die zwar bestehende radwege (z.b. tor türme schlösser radweg, karpfenradweg etc.) in sich aufgenommen hat, aberdass ein nachradeln der tour einen nicht zum fachidioten (nur schlösser ansehen) macht. so warenneben nacktbadeaktionen im tanzenhaider see und am altmühlzulauf bei ornau (man denke nuran den monte veritas) auch schlösser und burgen, kirchen und museen, weiher und naturlehrpfadezu besichtigen. nicht zu vergessen natürlich jetzt die aufklärerischen hinweisschilder über miscanthus,die nachradelnde zeitgenossen jetzt lesen können. also ein polycultureller radspass. daneben hatte die aktion, da sie sich nur in einer region bewegte, eine neue vision von europa aufgenommen, dieden nationalstaat hinter sich lässt und durch kulturelle fusion zu einem befreiten menschlichemdasein führt.und dann, da war doch noch etwas??!ach ja! das wetter---> ich habe von vorn herein nie damit gerechnet, dass immer die sonne scheint.denn darum geht es bei einer fahrradperfromance auch nicht. die unglaubliche angst viler mitglieder in unserer vom automobil verwöhnten gesellschaft vor naturereignissen wie regen ist ja so gross,dass für viele nachfrager der ganze erfolg der aktion vom wetter während der tour abhing. demmöchte ich jedoch entschieden entgegentreten, denn die drei stunden strömenden regen und diefünf stunden nieselregen waren ein befreiendes erlebnis, das dem ein oder anderen verwöhntenwetterberichtschauer im TV, der so gut wie nie an die frische luft kommt sicherlich gut getan hätte.also auch die nächste fahrradperformance wird bei jedem wetter stattfinden, denn schliesslich war mister_saigon auch eine aktion wider unserer autokultur.also kurz: es hat spass gemacht nochmal allen ein herzliches dankeschön, die ideel und materiell mister_saigon unterstützt haben! Pressetext

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mister_saigon - eine Performance von Karsten Neumann zur Globalisierung der Kultur und zu nachwachsenden Rohstoffen
ca. 350 km per Fahrrad