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Die Ausstellung „Die Suppe ist gegessen“ begleitet das gleichnamige Projekt, mit dem Katerina Seda in den kommenden Monaten die Stadt Wiesbaden mit dem tschechischen Dorf Nosovice verbindet. Die tschechische Künstlerin ist die vierte Trägerin des Stipendiums „Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen“, das jährlich vom Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und der Landeshauptstadt Wiesbaden vergeben wird. Während ihres dreimonatigen Aufenthalts in der hessischen Landeshauptstadt entwickelte Katerina Seda einen neuen Schritt für ein Langzeitprojekt, dass sie vor drei Jahren im tschechischen Nosovice begonnen hatte. Inmitten des Dorfes errichtete der koreanische Automobilhersteller Hyundai ein gigantisches Produktionswerk, wodurch eine geographische und soziale Teilung des Ortes entstand. Als Katerina Seda 2008 das Dorf besuchte, beobachtete sie eine für sie bis dahin nicht gekannte Gleichgültigkeit und Resignation. Einerseits ignorierte der koreanische Automobilproduzent die gewachsene Ortstruktur, andererseits war die Bevölkerung unfähig, sich gegen die Errichtung des Werks zu wehren oder an die neue Situation anzupassen. „NEDÁ SE SVÍTIT“ (wörtlich: „Es ist kein Licht“, sinngemäß: „Da kann man nichts mehr machen“), war die Antwort der meisten Bewohner auf Sedas Nachfrage nach dem Huyndai-Werk und zugleich der Ausgangpunkt für ihre kreative Auseinandersetzung mit der Resignation in Nosovice. Ganz im Sinne der sozialen Plastik, wurde die Suche nach Auswegen zu ihrem künstlerischen Projekt, das sie solange fortführt, bis die Einheit des Dorfes wiederhergestellt ist. Alle Aktionen und Projekte, die um die Zukunft des Dorfs und die Wiederannäherung seiner Bewohner kreisen, sind fortlaufend aufeinander aufgebaut und in ständiger Transformation. Während des dreimonatigen Aufenthalts in Wiesbaden kam Katerina Seda zu der Erkenntnis, dass die hessische Landeshauptstadt, im Gegensatz zu Nosovice, eine in sich geschlossene, funktionierende Einheit ist. Zwei Aspekten – der Übersetzung des tschechischen Sprichwortes „NEDÁ SE SVÍTIT“ in die deutsche Sprache und der besonderen Prägung Wiesbadens durch das Wasser - schrieb sie innerhalb dieses Erkenntnisprozesses eine tragende Rolle zu. Von 10 Übersetzern schlug die Mehrzahl als deutsches Pendant zu „NEDÁ SE SVÍTIT“ die Redewendung „DIE SUPPE IST GEGESSEN“ vor. Davon ausgehend beschloss Katerina Seda zur Lösung des Problems den Blick auf die Zukunft (das Hauptgericht) zu richten. Bei Besuchen in verschiedenen Restaurants in Wiesbaden fiel ihr auf, dass die Speisen mittig auf dem Teller angerichtet werden. In der tschechischen Republik werden ganz ähnliche Speisen dagegen in der Regel so präsentiert, wie sich auch das Dorf mit dem Automobilwerk darstellt: geteilt in zwei Hälften mit einem Loch in der Mitte in dem die Sauce schwimmt. Das Hauptgericht wird nun zur Metapher für die Zukunft des Dorfes Nosovice nach der Automobilfabrik: In Anlehnung an die 26 Quellen Wiesbadens und deren symbolische Darstellung einer zweigeteilten Fontäne, die in einem kreisrunden Wasserbecken wieder zusammenfließt, reisen 26 Köche aus Wiesbaden gemeinsam mit Katerina Seda nach Nosovice. Dort besuchen sie Restaurants und machen sich mit der Situation des Dorfes und der dortigen Art und Weise, Hauptgerichte zu präsentieren, vertraut. Anschließend sind sie aufgefordert, tschechische Hauptgerichte nach ihren Vorstellungen anzurichten und somit auf dem Teller zu demonstrieren, wie das Problem in der Mitte des Tischs/Dorfs gelöst werden könnte. Die angerichteten Speisen dienen schließlich in einem weiteren Schritt als Modelle für Architekten und Stadtplaner, um einen Ausblick auf die Dorfmitte nach der Schließung des Automobilwerks zu geben und eine ähnliche Harmonie herzustellen, wie sie Katerina Seda in Wiesbaden beobachtet hat. Die Ausstellung im NKV wird sich, anknüpfend an die einzelnen Schritte der Aktion, mehrmals transformieren und das Projekt begleiten. Begleitend zum Projekt erscheint eine Publikation in Magazinformat (Auflage 2.500), teilweise mit jeweils einer Originalzeichnung von Katerina Seda.

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Katerina Seda
Die Suppe ist gegessen
Kuratoren: Elke Gruhn, Sara Stehr, Katharina Stockmann