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Die Suppe ist gegessen III Vom 9. bis 11. März 2012 reisen 26 Köchinnen und Köche aus Wiesbaden ins tschechische Nošovice. Vor Ort forschen die Teilnehmer nach Möglichkeiten, tschechische Speisen auf neue Art zu servieren und somit Lösungsvorschläge für die verlorene Mitte des Dorfs zu finden. Als erste direkte Vorbereitung auf die Reise zeigt Part III der Ausstellung 26 Küchenhandschuhe mit Loch und eine Zeichnung, wie man diese auf zweierlei Weise benutzt: links als Skizzenbuch und rechts zum Kochen.

Die Suppe ist gegessen II Der zweite Teil der Ausstellung „Die Suppe ist gegessen“ der Follow Fluxus-Stipendiatin Kateřina Šedá zeigt das Symbol der „Quelle“ als neues verbindendes Element für Nošovice. Diesmal erscheint es als Teil eines Musters auf traditionellen Haartüchern, die in tschechischen Dörfern sowohl zu Hochzeiten als auch alltäglichen Arbeiten, wie der Zubereitung von Essen, getragen werden. Das Loch im Tuch symbolisiert abermals den verlorenen Ort im Zentrum des Dorfs, wo sich momentan ein Produktionswerk der Automobilfirma Hyundai befindet. Indem die Einwohner diesen Teil des Tuchs benutzen – in Form einer Haarsträhne (in Tschechisch: Quelle), die aus dem Loch heraustritt – eignen sie sich ihren Ort wieder an.

Die Suppe ist gegessen I Für den ersten Teil der Ausstellung deckten Vertreter verschiedener Wiesbadener Restaurants insgesamt 26 Tische ein (Übersichtsplan als PDF). Die bestickten Tischdecken, zwischen denen sie wählen konnten, haben in der Mitte ein Loch: ihr Muster basiert auf Zeichnungen, die die Bewohner von Nošovice von ihrem eigenen Dorf angefertigt haben und die Kateřina Šedá anschließend von Stickerinnen auf runde Tücher übertragen ließ.

Der koreanische Automobilhersteller Hyundai errichtete 2008 ein gigantisches Produktionswerk inmitten des tschechischen Dorfes Nošovice, wodurch eine geographische und soziale Teilung des Ortes entstand. Als Kateřina Šedá 2008 das Dorf besuchte, beobachtete sie eine für sie bis dahin nicht gekannte Gleichgültigkeit und Resignation. Einerseits ignorierte der koreanische Automobilproduzent die gewachsene Ortstruktur, andererseits war die Bevölkerung unfähig, sich gegen die Errichtung des Werks zu wehren oder an die neue Situation anzupassen.„NEDÁ SE SVÍTIT“ (Es ist kein Licht), war die Antwort der meisten Bewohner auf Šedás Nachfrage nach dem Huyndai-Werk und zugleich der Ausgangpunkt für ihre kreative Auseinandersetzung mit der Resignation in Nošovice. Ganz im Sinne der sozialen Plastik, wurde die Suche nach Auswegen zu ihrem künstlerischen Projekt, dass sie solange fortführt, bis die Einheit des Dorfes wiederhergestellt ist.All ihre Aktionen und Projekte, die um die Zukunft des Dorfs und die Wiederannäherung seiner Bewohner kreisen, sind fortlaufend aufeinander aufgebaut und in ständiger Transformation. Während des dreimonatigen Aufenthalts in Wiesbaden erlangte Kateřina Šedá die Erkenntnis, dass die hessische Landeshauptstadt, im Gegensatz zu Nošovice, eine in sich geschlossene, funktionierende Einheit ist. Zwei Aspekten – der Übersetzung des tschechischen Sprichwortes „NEDÁ SE SVÍTIT“ in die deutsche Sprache und der besonderen Prägung Wiesbadens durch das Wasser ‒ schrieb sie innerhalb dieses Erkenntnisprozesses eine tragende Rolle zu.Von 10 Übersetzern schlug die Mehrzahl als deutsches Pendant zu „NEDÁ SE SVÍTIT“ die Redewendung „DIE SUPPE IST GEGESSEN“ vor. Davon ausgehend beschloss Kateřina Šedá zur Lösung des Problems den Blick auf die Zukunft (das Hauptgericht) zu richten. Bei Besuchen in verschiedenen Restaurants in Wiesbaden fiel ihr auf, dass die Speisen mittig auf dem Teller angerichtet werden. In der tschechischen Republik werden ganz ähnliche Speisen dagegen in der Regel so präsentiert, wie sich auch das Dorf mit dem Automobilwerk darstellt: geteilt in zwei Hälften mit einem Loch in der Mitte in dem die Sauce schwimmt.Das Hauptgericht wird nun zur Metapher für die Zukunft des Dorfes Nošovice nach der Automobilfabrik: In Anlehnung an die 26 Quellen Wiesbadens und deren symbolische Darstellung einer zweigeteilten Fontäne, die in einem kreisrunden Wasserbecken wieder zusammenfließt, reisen 26 Köche aus Wiesbaden gemeinsam mit Kateřina Šedá nach Nošovice. Dort besuchen sie Restaurants und machen sich mit der Situation des Dorfes und der dortigen Art und Weise, Hauptgerichte zu präsentieren, vertraut. Anschließend sind sie aufgefordert, tschechische Hauptgerichte nach ihren Vorstellungen anzurichten und somit quasi auf dem Teller zu demonstrieren, wie das Problem in der Mitte des Tischs/Dorfs gelöst werden könnte. Die angerichteten Speisen dienen schließlich in einem weiteren Schritt als Modelle für Architekten und Stadtplaner, um einen Ausblick auf die Dorfmitte nach der Schließung des Automobilwerks zu geben und eine ähnliche Harmonie herzustellen, wie sie Kateřina Šedá in Wiesbaden beobachtet hat.

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Katerina Seda
Die Suppe ist gegessen