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KATHARINA FRITSCH
21. Januar – 23. Februar 2023
Eröffnung: Samstag, 21. Januar 2023, 16-7 Uhr

In enger Kooperation mit der Künstlerin zeigt SCHÖNEWALD neue Arbeiten von Katharina Fritsch.
Auf der diesjährigen Biennale di Venezia wurde sie mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, im Oktober mit dem Großen Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland (wie vor ihr schon u.a. Pina Bausch, Hilla Becher, Wim Wenders). Kein Zweifel, sie ist eine der wichtigsten Bildhauerinnen der Gegenwart. Und das ist sie schon ziemlich lange.
Ihre großen schweigsamen Skulpturen sind zu ihrem Markenzeichen geworden: Eine leuchtend gelbe Madonna in der Münsteraner Fußgängerzone (1987), ein blauer Hahn auf dem Trafalgar Square (2013), Mönch, Pudel und Fliege, Muschel, Gehirn oder ein Elefant im Museum. Klar, streng und präzise stehen die Skulpturen mit ihren scheinbar makellosen, intensiv pudrigen und dichten Oberflächen im Raum. Es wirkt, als würde das Pigment direkt auf der Haut nur eben aufgetragen sein. Und doch strahlt es aus der Tiefe. Ihre Oberflächen lassen die Objekte noch dichter erscheinen, noch verschlossener. Einige von ihnen sind seidenglänzend lackiert, so wie die jetzt ausgestellte „Schwarze Vase“ von 1984, die die Künstlerin 2020 neu aufgelegt hat; versiegelt wirkt auch diese Haut, undurchdringlich. Alles Individuelle, Chaotische, Unvorhersehbare wird von der Bildgebung aufgesaugt. Die Wiedererkennbarkeit und fraglose Direktheit der makellosen Figuren und sorgfältig modellierten Objekte, irritiert mindestens genauso wie das Geheimnis, das die Gestalten und Dinge zu umgeben scheint. Oder auch ihr hintergründiger Humor. Zitiert und bedient die Künstlerin Topoi der Kulturgeschichte, Geschlechterstereotype und andere Zuschreibungen, um sie kritisch zu befragen? Man weiß es nie ganz genau. Es gibt Objekte, die scheinen auf den ersten Blick im düsteren Kontext mitteleuropäischer Tradition verankert zu sein: Märchen und Totentanz sind Referenzen, die man zu erkennen glaubt. Hat das mit Träumen zu tun? Mit der Kindheit? Mit einem Film, einem leeren oder einem übervollen Warenhaus, einer Bühne? Welche Ängste oder Träume berühren diese Dinge? Eine Riesenmaus auf einem schlafenden Mann? Wessen Bilder und Erinnerungen sehe ich hier und warum kommen sie mir so bekannt vor?
Und was hat es auf sich mit dem ausgestreckten Zeigefinger der hellgrünen Handskulptur (von 2020) in dieser Ausstellung? „Menetekel“, so der Titel der Arbeit, bedeutet schließlich ein geheimnisvolles Anzeichen eines drohenden Unheils. Wovor sollen wir gewarnt werden? (© Katja Behrens)

Über die Künstlerin:
Katharina Fritsch wurde 1956 in Essen, Deutschland, geboren und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Einzelausstellungen: The George Economou Collection, Athen (2022); Cantor Arts Center, Stanford University (2019); Walker Art Center, Minneapolis (2017); Museum Folkwang, Essen, Deutschland (2016); Contemporary Art Museum, St. Louis, Missouri (2014); Fourth Plinth, Trafalgar Square, London (2013); Art Institute of Chicago (2012); Kunsthaus Zürich, Schweiz (2009); Deichtorhallen, Hamburg, Deutschland (2009); Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21, Düsseldorf, Deutschland (2002); Museum of Contemporary Art, Chicago (2001); Tate Modern, London (2001); Museum für Gegenwartskunst, Basel, Schweiz (1997); San Francisco Museum of Modern Art (1996); und Dia: Chelsea, New York (1993). Ausgewählte Gruppenausstellungen: 59. Biennale von Venedig (2022); The Perimeter, London (2022); Qatar Museum: Public Art Programme, Doha (2022); Kunstmuseum Basel, Schweiz (2020, 2016); The Museum of Modern Art, New York (2018); Moderna Museet Malmö, Schweden (2016); The Art Institute of Chicago (2015); Manifesta 10, Sankt Petersburg (2014); 54. Biennale von Venedig (2011); 8. Gwangju Biennale, Südkorea (2010); 7. Biennale de Lyon, Frankreich (2003); und 46. Biennale von Venedig (1995), wo sie Deutschland vertrat.

Katharina Fritsch lebt und arbeitet in Düsseldorf.