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Ab dem 1. Juli 2011 haben Besucher des Museum DKM die Möglichkeit, eine "dreidimensionale Zeichnung" Katharina Hinsbergs durchschreitend und verweilend zu erfahren. In einer eigens für das Museum DKM realisierten, raumfüllenden Installation lässt die Künstlerin leuchtend orange Papierstreifen von der Decke eines Ausstellungsraums regnen, die sich zu poetisch anmutenden Farbschraffuren verdichten.

Katharina Hinsberg zählt zu den wenigen Künstlerinnen und Künstlern, die sich ausschließlich mit dem Medium Zeichnung auseinandersetzen. Schon seit Mitte der 1990er Jahre richtet sich ihr Interesse auf die materiellen Voraussetzungen und Beschränkungen des Zeichnerischen, die sie konsequent hinterfragt oder außer Kraft setzt. Das Zeichnen beginnt bei Katharina Hinsberg jedoch weniger mit dem gezogenen Strich als vielmehr mit dem Schnitt. Der individuellen Handschrift und der spontan gestischen Ausdrucksqualität der Linie setzt sie konzeptionelle Vorgehensweisen entgegen, die auf sachlichen Parametern beruhen.

Die Grundvoraussetzungen des Zeichnerischen, Linie und Fläche, werden in der für das Museum DKM geschaffenen Installation "spatien" in die Dreidimensionalität überführt. Maschinell zu hauchdünnen Streifen geschnittenes, rotoranges Seidenpapier fällt wie ein Farbschleier von der Decke des Ausstellungsraums zu Boden, wo es sich in unregelmäßig verteilten Papierbergen sammelt. Das feine Gespinst durchzieht den gesamten Raum, es verdichtet sich und bildet vertikale Durchlässe, durch die sich der Besucher seinen Weg bahnen muss. Von jedem Standpunkt aus ergeben sich neue Eindrücke, während der vom Betrachter verursachte Luftzug die zarten Lineaturen in Bewegung versetzt. Der Titel der Installation, "spatien" (von lateinisch "spatium" für "Raum" oder "Zwischenraum") benennt die Intervalle, die sich zwischen den vom Boden zur Decke gezogenen Lineaturen bilden, aber auch die wörtlich zu verstehende UÅNberführung der Fläche in den Raum. Die in fünf Millimeter feine Streifen zerschnittene Gesamtfläche des Seidenpapiers entspricht exakt der Grundfläche des Ausstellungsraums, 103,73 m2. Trotz des maschinellen Schnitts und der einem klaren Konzept folgenden Vorgehensweise, die in verschiedenen Kontexten realisiert werden kann, löst das zur Decke emporwachsende und zugleich herabfallende feine Lineament vegetabile oder organische Assoziationen aus, es erinnert an Regen, Pflanzen oder verletzliche Nervennetze.

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Katharina Hinsberg –
"spatien"