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Der Badische Kunstverein zeigt die erste umfassende Einzelausstellung der amerikanischen Künstlerin Kaucyila Brooke in Deutschland. Die Auswahl reicht von frühen Arbeiten aus den 1980er Jahren bis hin zu Werken, die Brooke für die Ausstellung im Kunstverein neu konzipiert hat. Brookes zentrales Medium ist die Fotografie, die sie auch in Text- und Bildcollagen einsetzt. Daneben arbeitet die Künstlerin mit Installationen, Zeichnungen und Videos. Kaucyila Brooke beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit den Mechanismen von Macht und Repräsentation und den Möglichkeiten eines individuellen Umgangs mit den vorherrschenden kulturellen Codes. In einer Gruppe von Werken aus den 1980er und 90er Jahren ist die Foto- und Textmontage das bestimmende Prinzip, um den Mustern tradierter Geschichtsschreibung eine pop- und medien- kulturelle Formensprache entgegenzusetzen, wie in der raumgreifenden Foto- collage „Tit for Twat“ (1993, fortlaufend). Stilistisch orientieren sich sich diese Bild- und Texttafeln an den Erzählstrategien populärer Fotoromane und früher Comicclips. Gleichzeitig verdeutlicht sich hier der Einfluss von Film- und Me- dientheorien, die neben feministischen und queeren Ansätzen sowie kultur- theoretischen Analysen zu Biologie und Gender für Brookes Ansatz prägend sind. Für „Tit for Twat“ hat Brooke neun neue Panels konzipiert, die im Ba- dischen Kunstverein erstmals zu sehen sind. Eine zweite Gruppe von Arbeiten widmet sich fotografischen Serien und verhan- delt Fragen von Dokumentation und Archiv. Brooke nutzt das Format des foto- grafischen Dokuments als offene Form, die Brüche, Leerstellen und Auslassungen mit einbezieht und die Grenzen einer konventionellen Überlieferung von Wissen hinterfragt. In „Kathy Acker's Clothes“ (1999-2004) fotografierte sie in 154 Aufnahmen die verschiedenen Kleidungsstücke aus dem Nachlass der ameri- kanischen Schriftstellerin, die ihren prägnanten Stil sowie ihre Inszenierung se- xueller Identität erfassen. Die für die Ausstellung neu entwickelte Fotoserie „Family Group, After Morandi and After GLH“ (2012) dekliniert auf ähnliche Weise ein privates Sujet in Abwesenheit des Subjekts. Die Vasenkollektion der Künstlerin wird im Stile des italienischen Malers Giorgio Morandi als Stillleben komponiert und in immer neuen Arrangements vorgestellt. Im Waldstraßensaal des Kunstvereins werden Teile des Archivs der Künstlerin zum ersten Mal präsentiert. Viele der Materialien beziehen sich auf Brookes frühe Arbeiten aus den 1980er Jahren und verdeutlichen ihr Interesse an Fra- gen zu Struktur und Dialog. Unter dem Titel „Do You Want Me to Draw You a Diagram?“ (2004-2006) hat die Künstlerin die thematischen wie formalen Zusammenhänge ihrer Arbeiten in zeichnerischen Diagrammen spielerisch analy- siert. Diese Zeichnungen sind das Gerüst hinter den Bildern und der Code zum Eintreten in die künstlerische Praxis von Kaucyila Brooke.

Kaucyila Brooke (*1952 in Oregon City, USA) lebt und arbeitet in Los Angeles. Einzelausstellungen (Auswahl): 2010 Dry Kisses Only, Xcèntric – The CCCB’s Cinema, Barcelona; Tit for Twat: The Release, Commonwealth & Council, Los Angeles / 2009 Where does the Venus come from, Silberkuppe, Berlin / 2008 Vitrinen in Arbeit, Alfred Ehrhardt Stiftung, Köln / 2007 Viewing Platforms, Michael Dawson Gallery, Los Angeles / 2006 Vitrinen in Arbeit, Galerie Andreas Huber, Wien / 2005 Viewing Platforms, Kunstverein Springhornhof, Neuenkirchen; Kathy Acker’s Clothes, Neuer Aachener Kunstverein / 2004 The Boy Mechanic, Plattform, Berlin.

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Kaucyila Brooke
Do You Want Me To Draw You A Diagram?